Europa-Park:Warten auf die Piraten

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Ein Teil des Skandinavien-Bereichs ist ein Jahr nach dem Großbrand bereits fertig – der Rest soll bis Pfingsten wieder in Betrieb gehen. (Foto: oh)

Nach dem Brand im Europa-Park in Rust öffnet der Skandinavien-Teil neu. Eine Attraktion aber kommt erst im Jahr 2020 wieder.

Von Dieter Sürig

Es brennt nicht mehr in Batavia. Fast ein Jahr ist es schon her, dass ein Großfeuer die gleichnamige Piratenfahrt im Europapark in Rust völlig zerstört hat - ebenso wie den Themenbereich Skandinavien. Parkchef Roland Mack kann demnächst zumindest einen Teil der Holzhäuserszenerie und ein Hotel im nordischen Stil eröffnen, der Rest dieses Bereiches soll bis Pfingsten folgen. Auf die Piratenfahrt müssen die Besucher allerdings noch ein Jahr warten.

Die Piratenfahrt war so beliebt, dass 20 000 Fans eine Petition eingereicht hatten, weil sie keine Veränderungen in Batavia haben wollten. Doch die Freizeitparkmacher müssen neue baurechtliche Vorgaben beachten und haben die Story leicht verändert: Im Gegensatz zu früher werden die Piraten künftig verlieren, die Bewohner der Hafenstadt Batavia (heute: Jakarta) in der früheren Kolonie Niederländisch-Ostindien werden nicht mehr vertrieben - und: die Piraten fackeln in Batavia keine Häuser mehr ab. Nach dem Großbrand erschien es der Familie Mack wohl als zu gewagt, dort wieder (künstliche) Flammen lodern zu lassen.

"Das war der mit Abstand größte Brand in der Geschichte des Parks", sagt Mack, der kurz zuvor noch an der Stelle gewesen ist. "Als ich später die meterhohen Flammen gesehen habe, war ich schon schockiert", erinnert sich der 69-Jährige an den letzten Mai-Samstag 2018. "Da brannte ja mein Lebenswerk ab, in das ich viel Liebe gesteckt habe." Ein ungeklärter technischer Defekt sei die Ursache gewesen, es brannten auch zwei Restaurants und ein Rechenzentrum ab. Mehrere Feuerwehrleute erlitten leichte Verletzungen, Brandexperten bezifferten den Sachschaden damals auf etwa 50 Millionen Euro. Mack spricht heute von einem zweistelligen Millionenbetrag, "die Versicherung hat das zügig geregelt".

Der Familie war es wichtig, schnell zur Normalität zurückzukehren, am nächsten Tag kamen schon wieder 25 000 Besucher. "Wir sind dann schnell wieder ins Tagesgeschäft gekommen, haben keine Besucherrückgänge gehabt und den Umsatz halten können", sagt Mack. Zusätzliche Shows hätten dazu beigetragen. Mack hat nach dem Brand Telegramme aus aller Welt erhalten, ein kleiner Junge hat ihn besonders bewegt: Der Bub habe ihm 50 Euro aus seinem Sparschwein geschickt - für den Wiederaufbau. Mack hat den Jungen nun zur Wiedereröffnung eingeladen, um das Band durchzuschneiden.

Eigentlich sollte der Europapark in seinem 44. Jahr im Zeichen des neuen Wasserparks stehen, der im Herbst nebenan eröffnet werden soll, durch den Brand kam nun der Wiederaufbau dazu. "Die Bausituation hat uns schon an unsere Grenzen gebracht, eine Riesenherausforderung", sagt Mack. Für den neuen Skandinavienbereich investiert er etwa 15 Millionen Euro, die Piratenfahrt kostet einen hohen zweistelligen Millionenbetrag.

Skandinavien wird dann praktisch mit dem angrenzenden Wasserpark noch erweitert, in den Mack 150 Millionen Euro steckt. Geplant ist eine Gesamtfläche von 45 Hektar mit einem Outdoorbereich von zunächst 8000 Quadratmetern und einer Halle mit 33 000 Quadratmetern. Mack erwartet dort bis zu 800 000 Besucher im Jahr. Schon jetzt ist der 100 Hektar große Europapark mit etwa 5,6 Millionen Besuchern und etwa 350 Millionen Euro Jahresumsatz hinter Disneyland Paris der zweitgrößte Freizeitpark Europas.

Ein weiteres Projekt liegt auf Eis: Mack will den Europapark mit einer etwa zwei Kilometer langen Seilbahn über den Rhein mit dem Elsass verbinden - zumal jährlich gut eine Million Franzosen nach Rust kommen. Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron twitterte, wie begeistert er sei. Doch es gab Proteste von Naturschützern. Mack sagt, die Seilbahn hätte im Naturschutzgebiet keine Stütze und geschlossene Fenster, die Landschaft werde nicht vermüllt. "Wir wollten eigentlich nur die Verkehrsprobleme lösen, ein besseres Bekenntnis zur europäischen Idee gibt's doch nicht."

© SZ vom 24.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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