Ersatzteile:Doch nur eine Rückleuchte

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Autohersteller haben ein Recht darauf, sichtbare Ersatzteile selbst herzustellen - und erhöhen ständig die Preise.

Von Katrin Berkenkopf, Köln

Kfz-Ersatzteile werden immer teurer. Zwischen August 2019 und 2020 betrug der Anstieg fast fünf Prozent, hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) errechnet. Schuld daran sollen die Autohersteller sein: Sie besitzen einen Designschutz für alle sichtbaren Karosserieteile, dürfen Scheinwerfer, Spiegel oder Türen also als einzige produzieren. Wegen dieses Quasi-Monopols erhöhen sie ungehemmt die Preise, klagt der GDV. Abhilfe soll ein Paragraf im neuen Gesetz für den fairen Wettbewerb bringen. Doch bis dies auf alle Modelle durchschlägt, dauert es noch Jahre.

Die Beispiele des Lobbyverbands GDV sind heftig: Während der Verbraucherpreis-Index in den knapp acht Jahren seit Anfang 2013 nur um 8,8 Prozent gestiegen ist, stiegen die Preise für Kfz-Ersatzteile in der Zeit um satte 35 Prozent. Beim Spitzenreiter Rückleuchte waren es sogar 56 Prozent. Für die Versicherer erhöht das die Reparaturkosten nach Unfällen. 2019 lag der durchschnittliche Sachschaden in der Kfz-Versicherung zum ersten Mal über 3000 Euro. Letztlich zahlen das über steigende Prämien in der Autoversicherung dann die Kunden.

Aus Sicht von Versicherern und Autofahrern ist finanzielle Erleichterung in Sicht, wenn auch erst mit Verzögerung: Als Teil des neuen Gesetzes zur Stärkung des fairen Wettbewerbs, das den Bundestag bereits passiert hat, wird der Designschutz in diesem Punkt aufgeweicht. Elemente, die nur der Reparatur und dem Wiederherstellen des ursprünglichen Aussehens dienen, haben künftig keinen Designschutz mehr. Kofferraumklappe oder Kotflügel können also künftig auch von anderen Unternehmen als den Original-Herstellern produziert werden, damit dürften die Preise sinken. Allerdings gilt die Regelung nur für Designs ab dem 1. Januar 2020 und damit für neue Automodelle. Alle vorher eingetragenen Rechte genießen weiterhin den Schutz von bis zu 25 Jahren.

Entsprechend enttäuscht sind die Versicherer. "Die neuen Regeln zum Designschutz werden wegen der langen Übergangsfristen keinen sofortigen Effekt auf die Preise haben", sagt GDV-Geschäftsführer Jörg Asmussen. "Einen wirklich freien und fairen Wettbewerb bei sichtbaren Ersatzteilen wird es erst im Jahr 2045 geben." Die Grünen hatten vorgeschlagen, die Frist bis 2030 zu begrenzen, ihr Vorschlag fand im Bundestag jedoch keine Mehrheit.

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