In der Debatte um klarere Kennzeichnungen für Zucker, Fett und Salz in Fertigprodukten schlägt die Lebensmittelindustrie ein eigenes Modell vor. Es soll auf der Packungsvorderseite den Gehalt an Nährstoffen und die Kalorienzahl darstellen, aber nicht mit den umstrittenen Ampelfarben Rot, Gelb und Grün. Das Modell arbeite visuell und erleichtere den Verbrauchern die Wahl, sagte der Präsident des Spitzenverbands BLL, Stephan Nießner. Es werde vom Großteil der Wirtschaft mitgetragen.
Konkret sieht das Modell fünf Kreise vor, in denen die Kalorienzahl sowie der Gehalt an Fett, gesättigten Fettsäuren, Zucker und Salz pro 100 Gramm steht. Ähnlich wie etwa bei einer Tortengrafik zeigt eine hervorgehobene Fläche in jedem Kreis an, wie viel Prozent der täglichen Zufuhr der Verzehr von 100 Gramm bedeutet - je mehr, desto größer die Fläche. Basis ist eine EU-weit festgelegte Referenzmenge von insgesamt 2000 Kalorien pro Tag für einen durchschnittlichen Erwachsenen. Dabei soll diese farbliche Fläche im - etwas größeren - Kreis zur Kalorienzahl hellblau sein, in den anderen Kreisen lila.
Union und SPD wollen laut Koalitionsvertrag bis zum Sommer ein Modell erarbeiten, bei dem der Nährwert-Gehalt "gegebenenfalls vereinfacht visualisiert wird". Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) will mögliche neue Farbkennzeichnungen zunächst gründlich prüfen. Die SPD und Verbraucherschützer machen sich schon für das aus Frankreich kommende Nutri-Score-System stark. Es bezieht neben dem Gehalt an Zucker, Fett und Salz auch empfehlenswerte Bestandteile wie Ballaststoffe oder Proteine in eine Bewertung ein und gibt dann einen einzigen Wert an - auf einer fünfstufigen Skala von dunkelgrün bis rot. Erste Produkte in deutschen Supermärkten haben das Logo schon.
Der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL) erklärte, sein Modell solle auf einen Blick Bedeutung und Beitrag des Produkts zur täglichen Ernährung darstellen. Es solle das Lebensmittel aber nicht bewerten, wie dies mit Ampelfarben der Fall wäre.