Erich Schumann tot:Ein Strippenzieher und Konzernbauer

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Einst war er als Anwalt von Willy Brandt wichtig, dann formte er den Essener WAZ-Medienkonzern. Nun starb Erich Schumann im Alter von 76 Jahren.

Hans Leyendecker

Er war einer der Großen der Medienbranche, hatte einst als Anwalt des SPD-Politikers Willy Brandt Nähe zur Politik und machte sich als Chef der Deutschen Sporthilfe verdient: Erich Schumann. Am Sonntag ist der Vielseitige, der bis zuletzt als Geschäftsführender Gesellschafter der Essener WAZ-Mediengruppe, aktiv war, im Alter von 76 Jahren gestorben.

Der gebürtige Nürnberger hatte das Zeitungshaus gemeinsam mit seinem langjährigen Partner Günter Grotkamp, 80, zum größten Regionalzeitungsverlag Europas (16.000 Beschäftigte, rund zwei Milliarden Euro Umsatz) gemacht.

Der Jurist aus Franken, der schnelle Autos mochte, gerne zur Jagd ging und auch mit einigem Stolz das Bundesverdienstkreuz am Bande trug, hatte in den siebziger Jahren als Rechtsberater der SPD in Bonn den Ruf, "Anwalt des Kanzlers" Brandt zu sein. "Honorare waren nie so wichtig und flossen auch nicht so stark", sagte er.

1978 wechselte er zur WAZ und wurde sieben Jahre später vom Verlags-Mitgründer Erich Brost adoptiert. Aus dem Provinzladen bastelten er und Grotkamp den drittgrößten deutschen Medienkonzern. Das Renditeziel, mindestens zweistellig, haben die beiden WAZ-Männer fast immer erreicht.

Es war kein einfacher Job - zwei Familienclans, die Brosts und die Funkes, die lange Jahre miteinander in herzlicher Fehde verbunden waren, halten jeweils fünfzig Prozent der Anteil. Schumann und Grotkamp traten wie siamesische Zwillinge auf, und auch sie bekriegten sich herzlich.

Früh geregelte Nachfolge

Zu den Freunden Schumanns gehörte der Medienunternehmer Leo Kirch. Schumann, der auch mal Präsident der Deutschen Sporthilfe war, machte Schlagzeilen in eigener Sache, als er bei Helmut Kohls Sammelaktion im Jahr 2000 mit 800 000 Mark die zweithöchste Spende ablieferte. Schumanns Sonderaktion verursachte bei der WAZ und den anderen Zeitungen des Konzerns einige Turbulenzen - auch bei der SPD, die den Mann, der seit 1953 Mitglied gewesen war, schließlich ausschloss.

Schumann war ein begnadeter Strippenzieher und zugleich von großer Freundlichkeit. Er wollte schon eine Weile aufhören und hat dann doch den Abschied vom Beruf hinausgezögert. Als in diesen Tagen erste Nachrichten über seinen schlechten Gesundheitszustand auftauchten, diktierte er Vertrauten in den Block, dass er weitermache.

Seine Nachfolge hatte er früh geregelt: Zum Geschäftsführer für den Brost-Clan bestellte Schumann schon vor Jahren den früheren Kanzleramtschef Bodo Hombach (SPD). Der war am Montag in wichtiger Angelegenheit beim Notar, als die Nachricht vom Tod Schumanns eintraf.

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