Eon will die Farbe wechseln:Blau, fehlbar und sympathisch

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Der Energiekonzern Eon werkelt offenbar an einer neue Farbe als Markenzeichen. Sanftes Blau solle es sein - blau wie Wasser, wenn es noch nicht dreckig ist. Eon will sich so ein nachhaltigeres Image verpassen. Ein Farbwechsel hat aber auch seine Tücken.

Christoph Giesen

Eon macht blau. Der Energiekonzern werkelt offenbar an einer neuen Farbe, wie es im Umfeld des Unternehmens heißt. Statt in aggressivem Rot wolle sich Eon künftig in ausgeglichenem Blau präsentieren. Rot, das steht für Kraft und Leistung, für Kohle schippende Bergleute, für Ingenieure, die hinter wuchtigen Schalttafeln ein Atomkraftwerk steuern. Genau das will man womöglich nicht mehr, auch wenn ein Sprecher solche Pläne bestreitet.

Eon erwägt eine neue Farbe: Noch ist es rot. Archivbild. (Foto: dpa)

Aber das wäre es doch für einen gebeutelten Energiekonzern, der Milliarden verloren hat: Lieber sanftes Blau. Blau ist der Himmel, zumindest, wenn das Wetter gut ist. Blau ist das Wasser, wenn es nicht verunreinigt ist. Blau ist also das, was Eon bisher nie war, ein nachhaltiges Unternehmen, das auf Wasserkraft, Windenergie und Solarstrom setzt. Aber Vorsicht: Blau ist man auch nach einer Kiste Bier, blau ist fehlbar - wenn auch sympathisch.

Ein Farbwechsel hat immer Tücken. Als McDonald's ankündigte, das geschwungene Firmen-M auf einen grünen Hintergrund zu schrauben, gab es gehörig Spott. Auch wer schon ein blaues Logo hat, kann noch viel falsch machen. Vor gut zehn Jahren wurde der Eon-Konkurrent RWE Trikotsponsor des Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen. RWE wollte den neuen Ökostrom Avanza bewerben. RWE ist schon immer blau, eigentlich ein klarer Wettbewerbsvorteil - wenn man ihn richtig nutzt. Als die Spieler mit dem Avanza-Schriftzug aber aufliefen, waren die Fans ratlos: Vielleicht ein Blutdrucksenker? Ein Schmerzmittelchen? Mit Sicherheit eine neue Pille von Bayer! Die Marketingleute überlegten lange, wie sie die Aufmerksamkeit auf RWE richten würden. "Wir färben den Rasen blau", sagte einer. Der Fußballbund lehnte ab.

Also wurde die zweitbeste Idee umgesetzt: Der damalige Trainer von Leverkusen war Christoph Daum, ein kauziger Typ mit Schnurrbart. Normalerweise saß er in Jogginghose auf der Bank. Bei einem Ligaspiel stand er dann plötzlich im taubenblauen Anzug am Spielfeldrand. Wieder Spott! Daum sei zwar ein genialer Trainer, aber sein Kleidungsstil - nun ja. Über RWE redete wieder keiner der Fans.

© SZ vom 29.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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