Elektronikhandel:Kleinere Läden, mehr Service

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Die Märkte von Mediamarkt und Saturn sollen schrumpfen und überall soll ein Reparaturdienst einziehen. Bernard Düttmann, der neue Chef der Konzernmutter Ceconomy, hält attraktive Filialen für die beste Antwort auf die wachsende Online-Konkurrenz.

Von Michael Kläsgen und Benedikt Müller, Düsseldorf

Bernhard Düttmann ist neuerdings der Chef über die gut 1000 Filialen von Mediamarkt und Saturn in Europa. Daher betont der 60-Jährige, wie "wahnsinnig wichtig" diese Läden auch im Onlinezeitalter seien. "Ohne unsere Shops ist die Innenstadt leer." Doch der Manager weiß, dass sich dringend etwas ändern muss: Zu kühl sei die Atmosphäre in vielen Filialen, haben Befragungen ergeben, zu groß seien manche Geschäfte und deren Sortimente. "Viele Verbraucher fühlen sich dort auch verloren", will Düttmann wissen.

Der frühere Beiersdorf-Manager steht seit Oktober an der Spitze von Ceconomy. Der Mutterkonzern von Media-Saturn ist 2017 entstanden, als der Handelskonzern Metro aufgespalten wurde. Doch ist der Aktienkurs von Ceconomy zuletzt von 13 Euro auf unter fünf Euro eingebrochen. Europas größte Elektronikkette kämpft vor allem mit dem wachsenden Onlinehandel, mit Konkurrenten wie Amazon. Einem internen Papier zufolge drohen in den nächsten drei Jahren fast drei Viertel des operativen Gewinns verloren zu gehen, wenn Ceconomy seine Probleme nicht löst.

Die Verwaltungen von Mediamarkt und Saturn werden zusammengelegt

Daher spart der Konzern nun, wo er kann, etwa an der Werbung und vor allem am Personal. Im gerade vergangenen Geschäftsjahr sind nach Firmenangaben etwa 3000 Stellen bei Ceconomy weggefallen, 2000 davon in Deutschland. Beispielsweise legt der Konzern die Verwaltungen von Mediamarkt und Saturn in Ingolstadt weitgehend zusammen, obgleich beide Marken erhalten bleiben sollen - und der gesamte Umbau zunächst etwa 200 Millionen Euro kostet, vor allem an Abfindungen für Manager.

Er ist der dritte Chef der Media-Saturn-Holding Ceconomy in nur 13 Monaten: Bernhard Düttmann, ein ehemaliger Beiersdorf-Manager. (Foto: Fabian Strauch/dpa)

Auch deshalb wollen Vorstand und Aufsichtsrat im kommenden Jahr keine Dividende ausschütten. Die Aktionäre waren bereits im Vorjahr leer ausgegangen. "Das soll kein Dauerzustand sein", versucht Düttmann den Investoren Mut zu machen. Dennoch verliert die Aktie am Dienstag weiter an Wert.

Mehrere nach unten korrigierte Gewinnprognosen hatten zur Folge, dass zunächst Ceconomy-Chef Pieter Haas im vergangenen Jahr gehen musste. Sein Nachfolger Jörn Werner, der frühere Chef des Elektronikhändlers Conrad, hielt sich nur knapp acht Monate. Sein Übergangsnachfolger Düttmann saß seit der Trennung von Metro im Aufsichtsrat. Er führt das Geschäft nun gemeinsam mit Media-Saturn-Chef Ferran Reverter. Der Spanier ist zwar nur der Chef der wichtigsten Ceconomy-Beteiligung, dennoch im Konzern ein mächtiger Mann. Schließlich leitet er ein Unternehmen mit 62 000 Mitarbeitern.

Die Größe mancher Filialen wird fast halbiert

Die Doppelstruktur erschwert es, Lösungen zu finden. Wer das Sagen hat, ist nicht immer klar. Die Kosten seien mitunter aus dem Blick geraten, konstatiert Düttmann. Das Unternehmen zu kompliziert, die Kosten zu hoch. "Und wir waren uns auch nicht wirklich im Klaren darüber, welcher Weg nach vorne wohl der richtige ist."

Geeinigt haben sich der CeconomyChef und Reverter darauf, dass sie die Größe der Märkte - bis auf sogenannte Flagship-Stores in besonders beliebten Einkaufsstraßen - von im Schnitt 3000 Quadratmetern auf etwa 1800 Quadratmeter zu reduzieren. "Das wird nicht über Nacht passieren", gesteht Media-Saturn-Chef Reverter. Außerdem wollen die Manager das Sortiment reduzieren, stattdessen Raum für neue Warengruppen wie die Elektromobilität sowie Dienstleistungen und Direktreparaturen in den Märkten schaffen. Einladender soll es werden bei Mediamarkt und Saturn.

(Foto: Boerse)

Dass die beiden Einzelunternehmen Mediamarkt und Saturn endlich zusammenwachsen sollen, auch in Einkauf und Logistik, hatten schon Düttmanns geschasste Vorgänger geplant. "Da ist in der Vergangenheit einfach zu wenig gemacht worden", kritisiert der Neue.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat Ceconomy einen Umsatz von 21,5 Milliarden Euro erwirtschaftet, knapp ein Prozent mehr als im Vorjahr. Vor allem die Erlöse mit Onlineshops, Dienstleistungen und Reparaturen sind gestiegen. Vor Zinsen und Steuern steht ein Gewinn von gut 400 Millionen Euro. Andere Elektronikhändler sind profitabler, räumt Düttmann ein: "Mir ist vollkommen klar, dass dieses Ergebnisniveau in Zukunft nicht unser Anspruch sein kann." Ein Geschäftsjahr endet bei Ceconomy stets am 30. September.

Wer mehr über die neue Strategie erfahren will, muss sich gedulden

Eine Last für das Unternehmen ist zudem der Dauerzwist mit dem Minderheitseigner, der Familie Kellerhals, die an Media-Saturn beteiligt ist, aber nicht an Ceconomy. Über ihre Firma Convergenta halten die Kellerhals-Erben 21,6 Prozent an Media-Saturn. Ihre Beteiligung hatten die Erben immer wieder genutzt, um Entscheidungen zu blockieren. Jörn Werner war es gelungen, die Familie einzubinden. Mit seinem Rauswurf war Convergenta-Chef Ralph Becker nicht einverstanden.

Man führe auch heute einen konstruktiven Dialog mit der Familie, sagt Düttmann. "Da gibt es viele Gespräche." Nach Ansicht des Konzernchefs wäre es schön, wenn die Familie eines Tages direkt Aktionär von Ceconomy würde, sagt der Konzernchef zwar. Dazu müsse man sich aber zunächst über die Strategie einig werden.

Seinen strategischen Wurf will Düttmann im März vorstellen. Dann werde der Aufsichtsrat seine eigenen Schlüsse ziehen, ob der Übergangschef über das eine vereinbarte Jahr hinaus an der Ceconomy-Spitze bleiben könnte. Dem könne er nicht vorgreifen, sagt Düttmann. "Das habe ich gesagt, dass ich dazu bereit wäre."

In der Vergangenheit sei der Konzern nicht dafür bekannt gewesen, seine Versprechungen auch einzuhalten, konstatiert der Manager und verspricht Besserung: "Wir müssen einen Schritt nach dem anderen tun und nicht alle gleichzeitig.

© SZ vom 18.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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