Eintrittspreise:Trickreiche Maus

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Müssen Deutsche in Disneyland mehr bezahlen als andere? Wie es aussieht schon. Den Fall untersucht jetzt die EU-Kommission.

Von Alexander Mühlauer, Brüssel

Ginge es in Paris zu wie bei den Panzerknackern, wäre die Sache klar: Wer Geld hat, dem soll es genommen werden. Aber so einfach ist es nicht. Die Panzerknacker, diese wilden Typen aus Disneys fantastischer Comicwelt, versuchen seit jeher die Trillionen aus Onkel Dagoberts Geldspeicher zu entwenden. Doch egal ob sie Tunnel graben oder Häuser sprengen, egal wie sehr sie tricksen und täuschen, am Ende scheitern sie. Wenn es in Entenhausen so etwas gibt wie die ständigen Verlierer, sind es die Panzerknacker. So wird es auch immer bleiben. Weil die Panzerknacker nun mal so sind: lustig, aber dämlich.

Wie es aussieht, haben sich die Betreiber des Disneyland Paris () ein Beispiel an den Panzerknackern genommen. Sie sollen von ihren Gästen unterschiedlich hohe Preise verlangt haben: Je nach Pass und Wohnort bezahlen Besucher mal mehr, mal weniger. Nach einem Bericht der Financial Times muss ein Gast aus Deutschland 2447 Euro für ein Premiumpaket ausgeben, ein Brite 1870 Euro und ein Franzose lediglich 1346 Euro.

Nun untersucht die EU-Kommission die Preistricks des Eventparks. Es geht um die Frage, ob diese gegen europäisches Recht verstoßen. Kommissionskreisen zufolge haben sich zahlreiche Privatkunden, aber auch Verbraucherschützer und EU-Abgeordnete bei der Brüsseler Behörde beschwert. Eine Diskriminierung nach Wohnort und Nationalität würde gegen die EU-Dienstleistungsrichtlinie verstoßen.

Der Kommission zufolge geht es im Pariser Fall sowohl um Einzeltickets wie auch Pakete. Käufer in Frankreich würden von speziellen Angeboten profitieren, die in Deutschland gar nicht zu kaufen seien. Vor allem Tickets, die im Internet gebucht werden, seien ein Problem. So komme es vor, dass Kunden online bestellen wollten, dann aber vom Anbieter weiter auf dessen deutsche Webseite geleitet werden, wo das Angebot fehle oder der gleiche Artikel mehr koste. Kein Wunder, dass die EU-Kommission nun Frankreich gebeten hat, dies aufzuklären. Das Land müsse sicherstellen, dass der Vergnügungspark EU-Recht befolge. "Disneyland argumentiert damit, dass es in den EU-Ländern verschiedene Urlaubsperioden gibt", hieß es aus der EU-Kommission. "Aber viele andere europäische Vergnügungsparks haben gar keine unterschiedlichen Preise."

Gut möglich also, dass es den Betreibern des Disneylands Paris so ergeht wie den Panzerknackern in Entenhausen: Sie haben es zwar versucht, anderen Geld abzuluchsen. Vielleicht haben sie es sogar geschafft. Aber am Ende werden sie scheitern.

© SZ vom 30.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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