Einfluss auf Wirtschaft:Einwanderer schaffen Jobs

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Fleischspieß-Produktion in Berlin. Immer mehr Unternehmer mit Migrationshintergrund sind Arbeitgeber in Deutschland. (Foto: Gero Breloer/dpa)

Eine Studie zeigt: Einwanderer schufen zuletzt 1,3 Millionen Arbeitsplätze.

Von Jan Schmidbauer, München

Deutschland ist ein Einwanderungsland, auch, weil Flüchtlinge kommen. Viele Bürger treibt dabei eine Frage um: Wem nützt die Zuwanderung? Eine Chance ist sie für Einwanderer, die in Deutschland einen Arbeitsplatz finden. Aber auch die hiesige Wirtschaft kann von Einwanderung profitieren, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Forscher des Beratungsunternehmens Prognos haben im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung untersucht, welchen Einfluss Unternehmer mit ausländischen Wurzeln auf die deutsche Wirtschaft haben. Ergebnis: Sie schaffen Jobs. Laut der Hochrechnung beschäftigten Unternehmer mit Migrationshintergrund im Jahr 2014 etwa 1,3 Millionen Menschen. Das ist ein deutlicher Anstieg. Noch im Jahr 2005 waren es nur 947 000 Stellen. Rechnet man die Soloselbstständigen und die Arbeitgeber mit ein, waren es zuletzt sogar zwei Millionen Arbeitsplätze.

Zugenommen hat in den vergangenen Jahren auch der Anteil der Selbständigen. Von den etwa 16 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund, die in Deutschland leben, sind mehr als 700 000 Unternehmer, ein Viertel mehr als im Jahr 2005. Und für viele lohnt sich die Selbständigkeit: Sie verdienen im Schnitt 2167 Euro netto. Migranten, die angestellt sind, müssen dagegen mit durchschnittlich mit 1537 Euro auskommen.

Was die Studie ebenfalls zeigt: Wer einen Migrationshintergrund hat, verdient in der Regel weniger als der Rest der Bevölkerung. Zumindest gilt das für die Selbständigen. Im Schnitt bekommen sie gegenüber Bürgern ohne ausländische Wurzeln auf 30 Prozent weniger Einkommen.

Gleichzeitig arbeiten viele Migranten heute in höher qualifizierten Jobs als noch vor einigen Jahren. Das Klischee von Dönerbuden-Betreibern und Kiosk-Verkäufern trifft immer seltener zu. Fast die Hälfte der Unternehmer mit Migrationshintergrund arbeitet im Dienstleistungsbereich. Dafür sind nur noch 28 Prozent in den Bereichen Handel und Gastronomie tätig.

Bayern und Baden-Württemberg geht es gut, hier entstehen besonders viele Arbeitsplätze

Wie viel die Unternehmer zur Beschäftigung beitragen, hängt stark vom Bundesland ab, schreiben die Autoren der Studie. Nach wie vor schaffen sie in Nordrhein-Westfalen die meisten Stellen (etwa 300 000). Die Zahl stagniert jedoch. In Bundesländern wie Bayern oder Baden-Württemberg dagegen haben Unternehmer mit Migrationshintergrund zuletzt deutlich mehr Jobs geschaffen.

Das liege aber nicht nur daran, dass diese Länder wirtschaftlich stark sind, heißt es in dem Papier. Ausschlaggebend sei auch das Bildungsniveau. Je höher qualifiziert Menschen mit Migrationshintergrund sind, desto mehr Selbständige gebe es. Und die schaffen Jobs und Wohlstand, von dem alle im Land profitieren.

Allerdings sehen die Autoren der Studie durchaus noch Potenzial. Der Schlüssel zu noch mehr Unternehmertum unter Migranten liege in einer besseren Beratung. Aktuell sei die "Verzahnung zwischen Beratungsangeboten von Kammern, Kommunen und Privatwirtschaft" aber mangelhaft. Um mehr Anreize für Menschen mit Migrationshintergrund zu schaffen, heißt es in der Studie, müssten Staat und Wirtschaft noch besser zusammenarbeiten.

© SZ vom 12.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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