EFSF:Rettungsschirm trotzt Herabstufung

Lesezeit: 1 min

Es war die große Frage nach dem Urteil der Ratingagentur Standard & Poor's: Hält der Rettungsschirm EFSF auch ohne Top-Bonität? Die Anleger haben jetzt dem Fonds sehr günstig Geld geliehen - und auch der EFSF-Chef redet die Herabstufung auf die Note AA+ klein.

Trotz der Herabstufung durch die Ratingagentur Standard & Poor's haben Anleger am Dienstag kräftig in Anleihen des EU-Rettungsschirms EFSF investiert. Bei einer Auktion von Geldmarktpapieren mit sechsmonatiger Laufzeit flossen dem Krisenfonds 1,5 Milliarden Euro zu. Die Zinsen lagen mit 0,266 Prozent auf sehr niedrigem Niveau. Die Nachfrage hätte ausgereicht, um das 3,1fache der Papiere am Markt zu platzieren.

Ein sogenannter Käuferstreik wäre allerdings auch überraschend gekommen. Denn S&P hatte am Montagabend dem Rettungsschirm zwar das langfristige Top-Rating entzogen, kurzfristig genießt der EFSF aber weiterhin die höchte Bonität. Auch die Finanzmärkte reagierten am Dienstag kaum beeindruckt auf den Schritt der Ratingagentur. Mit dem Verlust des Top-Ratings sei ohnehin gerechnet worden, sagten viele Händler.

Der Chef des EFSF, Klaus Regling, sah die Herabstufung schon vor der Auktion gelassen. Die Entscheidung habe keine große Auswirkung, solange die anderen Agenturen Moody's und Fitch nicht folgten, sagte Regling. "Solange es sich nur um eine Ratingagentur handelt, besteht kein Handlungsbedarf", sagte er. Dieselbe Situation habe es mit S&P und den USA gegeben: "Die anderen sind nicht gefolgt." S&P hatte die Kreditwürdigkeit der Vereinigten Staaten herabgestuft. Dabei ist es aber geblieben.

Am Vortag hatte bereits das ebenfalls von S&P herabgestufte Frankreich problemlos frisches Geld bei Investoren besorgen können. Dabei gingen sogar die durchschnittlichen Zinsen gegenüber der letzten vergleichbaren Auktion zurück. Ein Grund: Viele Geschäftsbanken haben derzeit wegen der günstigen Dreijahreskredite, die die Europäische Zentralbank im Dezember vergeben hat, ausreichend Liquidität, um in Staatsanleihen zu investieren.

Der EFSF hatte Ende 2011 angekündigt, sich künftig auch über kurzfristigere Schuldverschreibungen zu refinanzieren. Bislang sammelte der Fonds seitdem knapp zwei Milliarden Euro mit 91-Tages-Papieren und drei Milliarden Euro mit Dreijahresanleihen ein. Bei der letzten Auktion von Zehnjahrestiteln musste der EFSF im November hohe Zinsen zahlen und war mit schwacher Nachfrage konfrontiert. Der Fonds finanziert mit seinen Mitteln Hilfspakete für Euro-Länder unter dem Rettungsschirm.

© Süddeutsche.de/dpa/Reuters/gie - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: