EADS:Eine normale Firma - irgendwann

Lesezeit: 2 min

Nach dem Kompromiss im Führungsstreit bei EADS: Verwaltungsratschef Grube über die neue Struktur ("ein Zwischenschritt"), das Geschick von Kanzlerin Merkel - und seine Hochachtung für den neuen Airbus-Chef.

Jens Flottau

Der Verwaltungsratschef der EADS, Rüdiger Grube, hat die in dieser Woche beschlossene Strukturreform des Konzerns als Zwischenschritt bezeichnet. "Die EADS muss ein ganz normales Unternehmen werden'', sagte Grube der Süddeutschen Zeitung.

Er lobte das Top-Management des Unternehmens als "Dream Team''. DaimlerChrysler-Vorstandsmitglied Grube übernimmt voraussichtlich gegen Ende dieses Jahres den Vorsitz des EADS-Verwaltungsrates allein, nachdem sein bisheriger Kollege Arnaud Lagardère auf den Posten vorerst verzichtet hat.

Alleiniger EADS-Chef wird Louis Gallois, Thomas Enders wird Vorstandsvorsitzender von Airbus. Laut Grube sollen künftig von den Hauptanteilseignern unabhängige Verwaltungsräte den Vorsitz der Ausschüsse für Audit und Vergütung übernehmen. Die Veränderungen müssen von einer außerordentlichen Generalversammlung beschlossen werden.

Der neue Verwaltungsratschef weist Kritik daran zurück, dass die Organisation weiterhin politisch geprägt ist. "Hätten wir jetzt auf die Balance völlig verzichtet, dann wären wieder Vorwürfe gekommen, der eine habe den anderen übernommen. Wir wollten signalisieren, dass das nicht so ist.''

Zum geplanten Wechsel der Posten sagte er: "Der Hinweis, dass eine Rotation möglich ist, soll nur sagen, dass man sich das Modell auch andersherum vorstellen kann.'' Den Plänen zufolge soll in fünf Jahren ein Franzose den Verwaltungsrat leiten, ein Deutscher den EADS-Vorstand und ein weitere Franzose soll Airbus-Chef werden.

Nach Grubes Ansicht kann man die Geschichte der EADS in drei Phasen unterteilen. In der ersten, sieben Jahre dauernden Zeitspanne habe man "aus guten Gründen die doppelte Struktur gewählt''. Diese sei nun abgeschafft worden, dennoch habe man sich immer noch für eine "Balance zwischen den Nationalitäten'' entschieden.

Diese könne in einer dritten Phase auch verschwinden, wenn das gegenseitige Vertrauen weiter gewachsen sei. Aktuell "stand das Ziel im Vordergrund, das Unternehmen effizienter und weniger komplex zu machen''.

Merkel habe den Prozess "sehr positiv begleitet"

Dem EADS-Verwaltungsratschef zufolge wurde die jetzt gefundene Lösung "auf der industriellen Ebene schon lange diskutiert, die Reformbereitschaft von (Frankreichs neuem Staatspräsident) Nicolas Sarkozy hat für uns die Chance eröffnet, sie umzusetzen''.

Die Bundesregierung habe sich in die Verhandlungen nicht direkt eingemischt. CDU-Bundeskanzlerin Angela Merkel habe aber "den Prozess sehr positiv begleitet, und zwar dadurch, dass sie immer wieder positiv Stellung bezogen und auf der politischen Ebene eine Einigung gefördert hat''.

Die Umsetzung des Airbus-Sanierungsprogrammes Power 8 sei durch die Diskussionen um die Konzernstruktur nicht verzögert worden, betonte Grube. Nach seiner Einschätzung werden sowohl die Gespräche mit den Mitarbeitern als auch der Verkauf der bis zu sechs Airbus-Werke im zweiten Halbjahr über die Bühne gehen.

Power 8 soll die jährlichen Kosten von Airbus um 2,1 Milliarden Euro drücken, um den Gewinnausfall nach der zweijährigen Verspätung beim Airbus A380 und die zusätzlichen Investitionen in das A350-Programm zu kompensieren.

In den nächsten vier Jahren sollen dabei 10.000 Stellen abgebaut werden, gleichzeitig aber will Airbus die Produktion für verschiedene Flugzeugtypen deutlich ausweiten.

Grube betonte, für Vorbehalte innerhalb von Airbus gegenüber Enders gebe es keinen Grund. Grube: "Enders ist jemand, der Dinge deutlich anspricht. Ich schätze seine offene Art sehr und ich weiß das auch von Louis Gallois.''

© SZ vom 19.07.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: