E-Mail-Sicherheit:Zeigt her eure Daten

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Die Kommunikation per E-Mail ist nicht so sicher, wie die meisten glauben. In vielen Fällen können Unbefugte mitlesen. Wie Sie sich davor schützen.

Sebastian Gierke

Wenn Sie einen Brief verschicken, stecken Sie ihn in einen Umschlag. Dieser verhindert, dass der Brief von Unbefugten eingesehen werden kann. Elektronische Post dagegen schwirrt meist völlig ungeschützt durch das weltweite Datennetz. Wie eine Postkarte.

"Dabei spielt es jedoch eine Rolle, von wo aus Sie Ihre E-Mail verschicken", sagt Sven Thomsen vom Datenschutzzentrum in Kiel. "Benutzen Sie in einem Internetcafé mit freiem, kabellosem Internetzugang Ihr Notebook, um eine E-Mail zu versenden, ist das, als würden Sie die Postkarte auch noch laut vorlesen. Jeder, der will, kann da mitlesen."

Im Home Office ist das zwar nicht ganz so leicht, doch auch eine von hier verschickte E-Mail ist vor Zugriffen durch Unbefugte nicht sicher. "Ihr Provider kann mitlesen, genau wie Systemadministratoren aller Systeme, die Ihre Mail auf dem Weg zum Empfänger durchläuft. Oder die Strafverfolgungsbehörden. Das Problem ist: Sie wissen nicht, welchen Weg Ihre Mail durch das Internet nimmt."

"Es gibt keine unschuldigen Daten"

An vielen Punkten kann eine E-Mail also abgefangen, nach bestimmten Begriffen durchsucht, kopiert und gespeichert werden. Geschäftsgeheimnisse, Kontodaten und vieles mehr können ausgespäht werden. Mit einer Verschlüsselung der E-Mails lässt sich das verhindert, trotzdem hat sie sich noch nicht durchgesetzt.

Dabei geht es nicht darum, etwas Unerlaubtes zu verbergen. Mit der Verschlüsselung verhindert man auf effektive Art und Weise, dass Dritte Zugang zu persönlichen Daten erhalten und diese womöglich missbräuchlich verwenden. "Denn es gibt keine unschuldigen Daten", sagt Thomsen. "Hinter personenbezogenen Daten stehen immer auch wirtschaftliche Interessen - und die bleiben nicht folgenlos."

Und sei es nur, um eigentlich harmlose, aber nervenden Werbe-Spam-Mails zu verschicken. Im Geschäftsbereich ist es sogar grob fahrlässig, E-Mails mit sensiblen, also vor allem mit personenbezogenen Inhalten, ungeschützt zu versenden. Geschieht das, kann nach dem Bundesdatenschutzgesetz ein Bußgeld verhängt werden.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie Sie Ihre E-Mails sicherer machen.

Um allzu leichtes Mitlesen von E-Mail-Korrespondenz zu verhindern, existieren mittlerweile effektive Methoden der Verschlüsselung, die jeder nutzen kann. Grundsätzlich werden zur Verschlüsselung Algorithmen eingesetzt, die die Nachricht chiffrieren.

Spezieller Schlüssel

Anhand eines speziellen Dechiffrierschlüssels können die E-Mails dann wieder lesbar gemacht werden. Praktisch bedeutet das: Sie lassen sich durch einen Algorithmus zwei Schlüssel erstellen, einen öffentlichen und einen geheimen, ein Schlüsselpaar also, das nur zusammen benutzbar ist. Verschicken Sie jetzt eine Nachricht, verwenden Sie als Sender den öffentlichen Schlüssel des Empfängers, um die Nachricht zu verschlüsseln.

Der Empfänger kann dann ausschließlich mit seinem geheimen Schlüssel, den nur er besitzt, die Nachricht wieder dechiffrieren. Mit dem gleichen Verfahren kann dieser dann seine Antwort an Sie sicher verschicken. Beide müssen deshalb jeweils den öffentlichen Schlüssel des anderen besitzen. Dieser kann zum Beispiel per (unverschlüsselter) Mail oder über sogenannte Key-Server zur Verfügung gestellt werden.

Programme wie das kostenlose Gnu Privacy Guard (GnuPG) helfen bei der Verschlüsselung von E-Mails. GnuPG läuft auf allen gängigen Betriebssystemen. Damit GnuPG verwendet werden kann, ist jedoch die Verwendung eines E-Mail-Programms wie Outlook oder Thunderbird notwendig.

Gute Auswahl an Verschlüsselungsprogrammen

Zum Download ist für Windows-Nutzer die Internetseite www.gpg4win.de zu empfehlen. Dort bekommen sie auch detaillierte und leicht verständliche Erläuterungen zur Vorgehensweise bei der Verschlüsselung. Mit Thunderbird besteht außerdem die Möglichkeit, auf die Erweiterung Enigmail zurückzugreifen.

Dieses Programm verwendet GnuPG, stellt aber zusätzlich eine leicht zu bedienende Benutzeroberfläche bereit. Mit GnuPG können Sie außerdem Ihre E-Mails digital signieren. Mit einer solchen Signatur, quasi einer elektronischen Unterschrift, authentifizieren Sie sich als Absender einer Mail.

Der Empfänger kann somit wirklich sicher sein, wer der Absender ist und dass er keiner Spam-Mail aufsitzt. Mit Freenigma ist es mittlerweile auch möglich, E-Mails, die über Webmailer wie GMX, Web.de oder Yahoo verschickt werden, sicher zu verschlüsseln.

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