Dyson:Kampf der Sauger

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Staubsauger-Erfinder James Dyson, 68, bei einer Produktpräsentation in New York. Sein Vermögen wird auf fünf Milliarden Dollar geschätzt. (Foto: Rob Bennett/AP Images for Dyson)

Der britische Haushaltsgeräte-Hersteller wächst rasant und streitet mit dem Rivalen BSH vor Gericht. Es geht um Verbrauchertäuschung und um Verleumdung.

Von Björn Finke, London

Auf dem Tisch liegt ein Staubsauger, auf dem Boden steht ein Luftreiniger. Den stellt Maximilian Conze prompt an und erläutert seine Funktionen. Der Deutsche ist Chef von Dyson, dem britischen Hersteller beutelloser Staubsauger und ohrenbetäubender Händetrockner. Conze empfängt in einer Niederlassung in London, um vorab über die Geschäftszahlen zu sprechen. "2015 war ein Jahr außergewöhnlichen Wachstums", sagt er. "Und wir erwarten auch für das laufende Jahr starke Zuwächse."

Das Unternehmen, dessen Zentrale in Malmesbury im Westen Englands sitzt, legt seine Zahlen an diesem Montag vor. Der Umsatz stieg nach Angaben Conzes im vergangenen Jahr um ein Viertel auf umgerechnet 2,2 Milliarden Euro, der Betriebsgewinn nahm um ein Fünftel auf 580 Millionen Euro zu - eine neue Bestmarke.

In Deutschland wurde der Konzern, der immer noch der Familie von Erfinder James Dyson gehört, 2015 zur Nummer eins bei Staubsaugern. Conze rechnet damit, dass Dyson seinen Marktanteil in der Heimat von Miele und BSH - dem Hersteller der Bosch- und Siemens-Geräte - ausbaut. "Wie hatten im Jahres-Durchschnitt einen Marktanteil von 19,5 Prozent", sagt er. "Aber zum Jahresende lag der Anteil schon höher, bei 23,9 Prozent. Das ist also nicht das Ende der Reise." In anderen Staaten beherrsche Dyson 30 bis 60 Prozent des Marktes, es sei also mehr drin.

Niederlagen musste Dyson im vergangenen Jahr allerdings auch einstecken - vor Gericht. Das Unternehmen mit weltweit 7000 Beschäftigten wirft dem Münchner Rivalen BSH vor, bei der Werbung für Staubsauger irreführende Angaben zum Energieverbrauch zu machen. Bei den Anträgen auf einstweilige Verfügungen wollten sich die Richter jedoch nicht der Meinung der Briten anschließen. Conze gibt sich unverzagt: "Da ging es um einstweilige Verfügungen. In den kommenden sechs Monaten werden wir richtige Gerichtsverfahren in Deutschland, Belgien und den Niederlanden anstrengen."

Der Streit ist kompliziert: Die EU schreibt vor, den Energieverbrauch von Saugern bei leerem Beutel zu messen. Genau das macht BSH. Doch füllt sich der Beutel mit Staub, fahren die Geräte ihre Leistung hoch, damit die Saugkraft nicht abnimmt. Das steigert den Stromverbrauch.

Dysons beutellose Sauger haben dieses Problem nicht. Die Briten argumentieren nun, dass BSH Kunden irreführe, weil die Münchner für ihre Produkte mit der besten Effizienzklasse werben. Schließlich würden im Alltag nicht die guten Verbrauchswerte aus dem Test erreicht. Dass sich BSH bei den Prüfungen an EU-Vorgaben halte, ändere nichts an der Irreführung, sagt Conze. BSH bestreitet, Verbraucher zu täuschen, und verklagt seinerseits Dyson wegen Verleumdung.

"Im Jahr 2020 könnte China unser größter Markt sein."

Dass Dyson Miele als Nummer eins bei Saugern in Deutschland abgelöst hat, lag am Boom bei schnurlosen Geräten der Briten. "Weltweit verkaufen wir inzwischen mehr Sauger ohne Schnur als mit Schnur", sagt Conze. Im vergangenen Jahr brachte der Konzern zudem einen Saugroboter auf den Markt, in Japan. In diesem Sommer soll er auch in Deutschland zu haben sein. Conze schätzt, einige Kunden würden von Saugern zu Saugrobotern umschwenken, "aber sicherlich braucht nicht jede Wohnung einen Saugroboter". Es komme etwa auf die Größe der Wohnung an. Er kündigt an, dass in Zukunft mehr Dyson-Produkte mit dem Internet verbunden sein werden.

Inzwischen verkauft der Konzern seine Sauger, Händetrockner, Heizlüfter, Ventilatoren, Luftbefeuchter und -reiniger in 72 Staaten. In China verdreifachte sich der Umsatz 2015, Dyson ist hier die umsatzstärkste Sauger-Marke. "Im Jahr 2020 könnte China unser größter Markt sein", sagt Conze. "Chinesen mögen moderne Technik." Die Firma fertigt ihre Motoren in Singapur, die übrige Produktion findet in Malaysia statt. Forschung und Entwicklung sind in Malmesbury angesiedelt.

Das beherrschende politische Thema in Großbritannien ist in diesen Monaten das Referendum über den Austritt aus der EU im Juni. Die meisten Unternehmer lehnen einen Brexit ab, da Europa der wichtigste Exportmarkt ist. Firmengründer James Dyson hingegen spricht sich für die Trennung aus, weil seiner Meinung nach die EU von Deutschland dominiert wird. Der deutsche Konzernchef Conze sagt, ein Austritt aus der EU würde keine negativen Folgen für die Geschäfte Dysons haben. Er könne bei dieser Debatte "interessante Argumente in beiden Lagern" sehen, fügt Conze sehr diplomatisch hinzu.

© SZ vom 21.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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