Dubiose Anlagegeschäfte:Aufs falsche Pferd gesetzt

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Die Firma US-Landbanking wirbt bei Galopprennen oder dem UEFA-Cup um Anleger, verspricht eine Verdopplung des Kapitals und kassiert Millionen. Das Problem dabei: Der Firmenchef Ulrich Engler wird per Haftbefehl gesucht.

Thomas Öchsner

Wer beim Internationalen Galopprennen Baden-Baden das Frühjahrsmeeting besuchte, erlebte vergangenen Donnerstag in Iffezheim eine ungewöhnliche Premiere: Erstmals fand der "US-Landbanking-Cup" statt. Die Firma US-Land Banking, die Anlagegeschäfte mit Bauerwartungsland in den Vereinigten Staaten anbietet, ist derzeit auf vielen Plätzen und Sälen in Deutschland als Sponsor präsent. Bei der Handball-Champions-League, in der Deutschen Eishockey-Nachwuchsliga und auch beim Neckar-Musikfestival 2007.

Allein beim Internationalen Rennen in Galopprennen in Baden-Baden letzte Woche soll Ulrich Engler einen zweistelligen Millionenbetrag eingenommen haben. (Foto: Foto: AP)

Das Problem dabei: Hinter US-Land Banking steht der deutsche Geschäftsmann Ulrich Engler, und der wird nach Angaben des Deutschen Instituts für Anlegerschutz (Dias) per Haftbefehl in Deutschland gesucht. Es soll dabei um Betrug gehen.

Der 45-Jährige, der sich womöglich in den USA aufhält, ist hierzulande zuletzt nicht persönlich aufgetreten - er wird wissen, warum. Die Werbeslogans seiner Firma sind dagegen häufig zu sehen. Im Februar war bei einem Uefa-Pokalspiel von Bayer Leverkusen auf der Bande des Fußballfeldes zu lesen: "US-Land-Banking. Verdoppeln Sie Ihr Kapital in 4 Jahren. Grundbuchabgesichert!!!"

Auch beim Day-Trading, beim Handel mit Aktien innerhalb eines Tages, verspricht Engler Traumgewinne: Bis zu vier Prozent sollen für Anleger drin sein - pro Monat und garantiert. Auf seiner Homepage weist er für 2007 sogar Monatsrenditen von mehr als zehn Prozent aus. Selbst im Februar 2007, als der amerikanische Leitindex Dow Jones mehr als drei Prozent verlor, will er mit seinen Spekulationen am amerikanischen Aktienmarkt ein Plus von 13,32 Prozent erwirtschaftet haben.

Davon lassen sich offenbar derzeit viele Anleger in Deutschland beeindrucken. Allein während der Rennwoche in Iffezheim soll es Englers Vertriebstruppe gelungen sein, einen zweistelligen Millionenbetrag einzusammeln. Er selbst sprach Anfang des Jahres von bereits 4000 Kunden, die ihm umgerechnet mehr als 150 Millionen Dollar für seine Day-Trading-Geschäfte zur Verfügung gestellt hätten.

Das klingt gut

Englers bisheriger beruflicher Werdegang weckt allerdings nicht gerade Vertrauen. Der Geschäftsmann nennt sich "Investment-Banker des Jahres 2006" und sagt, er habe seine Karriere bei der Schweizer Bank UBS begonnen und danach 21 Jahre lang, zum Teil als Chefhändler für Derivate, bei der früheren Chase Manhattan Bank (jetzt JP Morgan Chase) gearbeitet. Das klingt gut, nur weiß die amerikanische Bank davon nichts: Bei dem Geldhaus heißt es, Engler habe nie für Chase Manhattan gearbeitet. Die Bank hat wegen der Behauptungen gegen ihn eine Klage eingereicht.

Andere Ungereimtheiten kommen hinzu: Engler erklärt, seine Firma Private Commercial Office (PCO) habe mit Day-Trading-Geschäften 2003 eine Rendite von 76 Prozent erwirtschaftet. 2004 und 2005 seien es sogar 125 Prozent beziehungsweise 107 Prozent gewesen. Das passt aber nicht zusammen mit den offiziellen Meldeunterlagen der zuständigen Behörden in Florida, wo PCO eine Briefkastenanschrift angemietet hat.

Demnach wird Englers Firma erst seit Oktober 2005 wieder als aktiv geführt. Der Grund: Von 2002 bis September 2005 hatte er weder einen Jahresbericht vorgelegt noch die erforderliche Jahresgebühr bezahlt. Merkwürdig ist auch ein anderes Detail: Im Februar sagte Engler der Süddeutschen Zeitung, seine Aktienhändler seien an der New Yorker Börse aktiv. Eine Adresse, wo sein Personal arbeitet, ist jedoch nicht zu finden. Englers Firma PCO besitzt auch keine Zulassung der Finanzbehörden in Florida, als Day-Trading-Firma zu arbeiten.

Gefälschte Banklizenz

Dafür verrät ein Urteil des Landgerichts Hamburg, in dem Engler als "gesondert verfolgter Mittäter" bezeichnet wird, eine Menge über seine bisherige Geschäftsaktivitäten. Demnach soll er in den Jahren 2003 bis 2005 mehrmals versucht haben, Geld von Anlegern einzuwerben.

Engler und sein zu zwei Jahren Freiheitsstrafe verurteilter Kompagnon zeigten sich dabei sehr flexibel: Zunächst ging es um den angeblich lukrativen Vertrieb von öffentlichen Fernsprechern in den USA. Dann gab das Duo vor, eine "Offshore-Bank" zu gründen - die gefälschte Banklizenz war von dem "Minister of Finance" des Phantasiesstaates "Dominion of Melchizedek" unterzeichnet. Später versprachen die beiden hohe Renditen durch den Verkauf von Erotik-Seiten im Internet. Das Geld der Anleger verwendete das Duo dabei "für eigene Zwecke", wie es in dem Urteil heißt.

Dias-Chef Volker Pietsch warnt deshalb gerade auf Sicherheit bedachte Investoren davor, sich von Engler ködern zu lassen und auf seine Angebote einzugehen. Bislang hätten sich noch keine Geschädigte gemeldet. Dies sage jedoch nichts über die Seriosität der Anlagegeschäfte aus.

Ein gewisser "Richie" und sein System

"Die von Engler angepriesene wundersame Geldvermehrung schließt den dringenden Verdacht eines Schneeballsystems nicht aus", sagt Pietsch. Das heißt: Das an Anleger ausgeschüttete Geld könnte von dem Kapital neu angeworbener Investoren stammen. Engler hat dies stets bestritten. Die Fragen der SZ zu seinem Werdegang ließ er unbeantwortet.

In einem der Internet-Foren, in denen ausgiebig über sein Treiben diskutiert wird, meldete sich Anfang April aber ein gewisser "Richie" zu Wort und gab an, selbst Ulrich Engler zu sein. Dafür spricht, dass Engler sich selbst "Richie" nennt. Jener Richie jedenfalls teilte mit, er fliege über Ostern in den US-Bundesstaat Idaho in den Urlaub. Und weiter ließ er die Anleger wissen: "Während meiner Abwesenheit passt mein Hund auf Euer Geld auf."

© SZ vom 25.05.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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