Druck auf GM-Chef Wagoner:"Ich denke, er muss gehen"

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Die US-Autokonzerne dürften zwar Staatsgeld bekommen, doch für das Management wird die Luft dünn: GM-Chef Wagoner könnte schon bald zurücktreten.

Der künftige US-Präsident Barack Obama forderte die Chefs der drei großen amerikanischen Autokonzerne auf, ihre Unternehmen umzustrukturieren. Andernfalls sollten die Konzernbosse zurücktreten.

Zerknirscht: GM-Chef Rick Wagoner bei der Anhörung vor dem US-Kongress. Neben Ford-CEO Alan Mulally und Chrysler-Chef Robert Nardelli bat er die Parlamentarier um ein milliardenschweres Hilfspaket. (Foto: Foto: dpa)

Die angeschlagene Automobilindustrie müsse begreifen, dass sie nicht so weitermachen könne wie bisher, sagte Obama am Sonntag auf einer Pressekonferenz in Chicago. Wenn das derzeitige Management in der Autobranche den Ernst der Lage nicht verstehe, sich nicht auf die neuen Umstände einstelle und keine schwierigen Entscheidungen treffe, müsse es eben gehen.

Anders sehe es aus, wenn die Konzernchefs ein Einsehen hätten und sich für die erforderlichen Änderungen einsetzten, fügte der Demokrat hinzu.

Obamas Parteifreund, der Vorsitzende des Bankenausschusses im Senat, Christopher Dodd, hatte zuvor den Rücktritt von General-Motors-Chef Rick Wagoner gefordert. "Man muss über eine neue Führung nachdenken", sagte er in der Talkshow "Face the Nation" des US-Fernsehsenders CBS.

Keine Bedingung für Hilfspaket

Ein Mitarbeiter Dodds ergänzte später, dass die Forderung des Senators aber keine Bedingung für das milliardenschwere Hilfspaket für die US-Autoindustrie sei, über das im Kongress derzeit verhandelt wird. Gleichwohl sei für eine wirkliche Umstrukturierung ein neues Team erforderlich, so der Senator an die Adresse Wagoners gerichtet: "Ich denke, er muss gehen."

Die mächtige US-Autogewerkschaft UAW signalisierte unterdessen, dass sie eine Fusion der angeschlagenen Opel-Mutter GM mit Chrysler offenbar wohlwollend prüfen würde.

Die UAW sei offen für Wege bei Chrysler, die zur Rettung möglichst vieler Arbeitsplätze führten, sagte der UAW-Vizepräsident General Holiefield in Detroit.

Die Arbeiter bei Chrysler seien zu weiteren Zugeständnissen bereit, um das Unternehmen vor dem Bankrott zu retten. Auch UAW-Chef Ron Gettelfinger gehe es um die Sicherung von Stellen. Gettelfinger hatte jüngst gewarnt, eine Fusion von GM und Chrysler würde zu "unglaublichen" Arbeitsplatzverlusten führen.

GM und Chrysler hatten am Freitag dem US-Kongress im Gegenzug für milliardenschwere Staatshilfen eine Fusion angeboten. Beide Konzerne stehen nach eigenen Angaben vor dem Aus, sollten sie bis Jahresende keine Finanzspritzen erhalten.

Der demokratische Senator Carl Levin aus dem Bundesstaat Michigan, dem Zentrum der Automobilindustrie, zeigte sich unterdessen zuversichtlich, dass es noch am Montag eine Einigung über das Rettungspaket für die Autobranche geben werde.

250.000 Beschäftigte

Gemeinsam mit Ford haben die beiden Konzerne um Staatshilfen von bis zu 34 Milliarden Dollar gebeten. Dem Vernehmen nach sollen ihnen zunächst aber nur etwa 17 Milliarden gewährt werden. GM, Chrysler und Ford beschäftigen direkt 250.000 Menschen. Indirekt hängen an der Branche nach Angaben der Konzerne aber Millionen weitere Arbeitsplätze.

Unterhändler von US-Regierung und Kongress berieten in der Nacht auf Montag weiter über die Überbrückungskredite, um das Überleben der Autokonzerne zunächst bis zum Frühjahr zu sichern.

© sueddeutsche.de/AFP/Reuters/pak/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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