Drägerwerk:Die Aktie, die steigt

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Präsentation von Drägerwerk auf einer Medizinmesse: Das Bild zeigt eine OP-Leuchte. Das gefragteste Produkt sind derzeit Beatmungsgeräte. (Foto: Marius Becker/picture alliance/dpa)

Die Medizintechnik-Firma Drägerwerk stellt Geräte her, die nun weltweit dringend gebraucht werden.

Von Harald Freiberger, München

Es war wieder ein Tag des Schreckens an den Börsen. Wer sich am Montag im Internet die Aktienkurse in Deutschland ansah, fand hinter fast jedem Namen einen dicken roten Balken, der Verluste signalisiert - egal ob bei den großen Unternehmen im Dax, den mittelgroßen im M-Dax oder den kleineren im S-Dax. Bei einer Reihe von ihnen, zum Beispiel Infineon, VW oder Deutsche Bank, fiel der Aktienkurs um annähernd 20 Prozent. Man muss sich das vorstellen: Fast ein Fünftel des Unternehmenswertes an der Börse, vernichtet an nur einem Tag.

Die drei Indizes enthalten insgesamt 130 deutsche Unternehmen. Bei wenigen stand am Montag ein grüner Balken, und nur bei einem ein sehr dicker: beim Medizintechnikhersteller Drägerwerk, einem Familienunternehmen aus Lübeck. Seine Vorzugsaktien stiegen um 25 Prozent auf rund 75 Euro. Seit Freitag beträgt das Kursplus fast 50 Prozent.

Die Ursache dafür liegt in der Corona-Krise - so wie sie umgekehrt für die roten Balken bei allen anderen Unternehmen verantwortlich ist. Drägerwerk stellt eine Reihe von Produkten her, die nun auf der ganzen Welt dringend gebraucht werden. Das wichtigste davon sind Beatmungsgeräte. Sie unterstützen die Lungenfunktion von Menschen, bei denen die Infektion mit dem Virus einen schweren Verlauf nimmt. Bei ihnen sammelt sich in der Lunge Schleim an, gerade älteren Patienten fällt dann das Atmen schwer. Sie müssen künstlich beatmet werden.

Am Freitag bestellte die Bundesregierung auf einen Schlag 10 000 solcher Beatmungsgeräte bei Drägerwerk. "Das ist der größte Auftrag, den wir je hatten", sagte ein Sprecher. Man werde das ganze Jahr brauchen, um ihn abzuarbeiten und dafür die Produktionskapazität ausweiten. Auch andere Länder reißen sich um die Geräte. In Italien, das am stärksten unter dem Virus leidet, herrscht ein Notstand. Es zeichnet sich ein Verteilungskampf zwischen den Staaten ab. Am Wochenende wollte sich US-Präsident Trump einen Impfstoff des deutschen Biotech-Unternehmens Curavec exklusiv sichern. Bei Drägerwerk heißt es, es sei sehr ungewöhnlich, dass eine Regierung direkt beim Unternehmen bestelle. Normalerweise seien Krankenhäuser und Kliniken die Kunden.

Das Lübecker Unternehmen produziert auch Zubehör für die Beatmung, etwa Schläuche, Filter und Atemmasken, außerdem Schutzanzüge für das Krankenhauspersonal. All diese Produkte sind nun stark gefragt. So viel kann man in Lübeck jedenfalls jetzt schon sagen: Die Aufträge werden sich "positiv auf das Ergebnis auswirken". Drägerwerk dürfte eines der wenigen Unternehmen auf der ganzen Welt sein, bei dem der Gewinn in den nächsten Monaten steigt.

© SZ vom 17.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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