Dieselskandal:Auch Renault unter Verdacht

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Die Ermittlungen um Abgasmanipulationen betreffen jetzt auch andere Autohersteller. Bundesverkehrsminister Dobrindt fordert schon mal einen Rückruf bestimmter Fahrzeuge.

Der Skandal um manipulierte Abgasmessungen in der Autoindustrie dürfte sich noch ausweiten. In Frankreich könnte es nach Angaben des Umweltministeriums neben Renault auch gegen weitere Hersteller Ermittlungen geben. In Deutschland, wo bisher der VW-Konzern im Zentrum der Kritik stand, fordert Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt öffentlich jetzt auch einen Rückruf bestimmter Fahrzeuge von Fiat Chrysler.

Bei den Renault-Fahrzeugen habe es eine Reihe von Unregelmäßigkeiten gegeben, sagte Umweltministerin Ségolène Royal der französischen Sonntagszeitung Le Journal du Dimanche. "Das gilt auch für andere Autohersteller in anderem Ausmaß. Deswegen könnte es Ermittlungen geben." Angaben, um welche Anbieter es sich handeln könnte, machte sie nicht.

Frankreichs Umweltministerin Ségolène Royal spricht von einer Reihe der Unregelmäßigkeiten

Die Pariser Staatsanwaltschaft prüft einem Insider zufolge derzeit einen möglichen Abgasbetrug bei Renault. Die Ermittlungen in dem Fall sind offenbar so weit gediehen, dass inzwischen Richter mit der Frage befasst sind, ob es zum Prozess kommt. Renault wies den Betrugsverdacht zurück. Das Unternehmen beachte alle Gesetze zu Abgasemissionen.

Dobrindt griff unterdessen Fiat Chrysler und die staatliche Aufsicht an: Die italienischen Behörden wüssten seit mehreren Monaten, dass Fiat nach Auffassung deutscher Fachleute illegale Abschalteinrichtungen verwende, sagte der CSU-Politiker. Der italienisch-amerikanische Autobauer habe sich bisher aber verweigert, an der Aufklärung mitzuwirken. Daher habe er die EU-Kommission eingeschaltet. Die müsse dafür sorgen, dass für die Fiat-Fahrzeuge ein Rückruf organisiert werde.

In dem vom deutschen Volkswagen-Konzern ausgelösten Dieselskandal werden bei Tests Abgaswerte manipuliert. Damit wirken die Wagen umweltfreundlicher als sie eigentlich sind. Das Verkehrsministerium in Berlin hatte bereits im September erklärt, Fiat Chrysler habe unzulässige Abschalteinrichtungen bei Dieselmotoren verwendet. Eine Sprecherin der EU-Kommission hatte Italien am Freitag erneut dazu aufgerufen, Brüssel bald davon zu überzeugen, dass bei Fiat Chrysler alles mit rechten Dingen zugegangen sei.

Volkswagen hatte nach langem Ringen mit der US-Umweltbehörde im September 2015 zugegeben, eine illegale Software zu verwenden. Diese sorgt dafür, dass Grenzwerte für gesundheitsschädliches Stickoxid nur auf dem Prüfstand eingehalten werden. Im normalen Straßenverkehr ist der Schadstoffausstoß um ein Vielfaches höher. Weltweit sind rund elf Millionen Fahrzeuge betroffen. Die Aufarbeitung des Abgas-Skandals kostet den Wolfsburger Konzern voraussichtlich mehr als 20 Milliarden Euro. Analysten halten sogar mehr als 30 Milliarden für möglich. Auch der Konzernchef Martin Winterkorn musste zurücktreten.

© SZ vom 16.01.2017 / Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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