Die Tulpe:Blütenträume

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Die Illustration zeigt, wie sich der Turm zwischen die Hochhäuser des Londoner Finanzviertels einfügen würde. Illustration: DBOX for Foster + Partners (Foto: DBOX)

London soll einen riesigen Aussichtsturm bekommen: "The Tulip". Der Turm soll im Finanzdistrikt gebaut werden.

Von Björn Finke, London

Das wird eine lange Tulpe: The Tulip heißt der 305 Meter hohe Aussichtsturm, der in der City of London errichtet werden soll. Die City ist das älteste Viertel der Hauptstadt - und heute der Finanzdistrikt, mit vielen Glaspalästen von Banken und Versicherern. Die Bezirksverwaltung, die City of London Corporation, sprach sich nun dafür aus, den Bau des Tulpenturms zu erlauben. Die Arbeiten sollen im kommenden Jahr beginnen und 2025 abgeschlossen sein.

Die Kommune setzte sich bei ihrer Empfehlung über diverse Einwände hinweg. So klagen Kritiker, dass das Bauwerk den Blick auf die Festung Tower of London verschandele, zudem würden die angepeilten eine Million Besucher pro Jahr die engen Altstadtstraßen verstopfen. Der nahe Flughafen London-City warnt, dass der Koloss, der Spöttern zufolge eher einem Spermium als einer Tulpe ähnelt, die Radaranlage stören könnte.

Die Tulpe wäre nach dem 306 Meter langen Londoner Hochhaus The Shard das zweitmächtigste Gebäude Westeuropas. Auf einem Betonstängel soll die verglaste Blüte sitzen: ein zwölfstöckiges Besucherzentrum mit Bar, Restaurant und Ausstellungsflächen. Gäste können auch in gläsernen Gondeln Platz nehmen, die sich vor der Fassade im Kreis drehen - eine Riesenradfahrt auf 300 Metern Höhe. Wohnungen oder Büros wird die Tulpe nicht beherbergen. Über Kosten und Eintrittspreise schweigen sich Architekt Norman Foster und Bauherr Joseph Safra, ein milliardenschwerer Banker aus Brasilien, aus.

Das Hochhaus The Shard, das südlich der Themse außerhalb des Finanzdistrikts steht, bietet ebenfalls eine kostenpflichtige Aussichtsplattform an, auf 244 Metern. Innerhalb des Bankenviertels können Besucher von den obersten Etagen des Hochhauses 20 Fenchurch Street, besser bekannt als Walkie-Talkie, herunterschauen - von 150 Metern und ohne Eintritt zu zahlen. Die Tulpe würde auch dem London Eye Konkurrenz machen, dem 135 Meter hohen Riesenrad am Themseufer.

Der extravagante Turm ist nicht das einzige himmelstürmende Bauwerk, das in der Stadt mit 8,8 Millionen Einwohnern geplant wird. Im laufenden Jahr werden bis zu 76 Hochhäuser - Gebäude mit mehr als 20 Stockwerken - fertiggestellt, so viele wie nie zuvor. An 121 Projekten wurde im vergangenen Jahr gebaut, sechs mehr als 2017, rechnet die Organisation New London Architecture vor.

© SZ vom 28.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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