Die größten Unternehmen:Riskanter Höhenflug - Die 20 wichtigsten Banken Deutschlands

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Trotz guter Zahlen - die Kreditinstitute haben ihre Probleme nicht gelöst.

Caspar Busse

Derzeit gibt es fast nur strahlende Gesichter bei den deutschen Banken. Nach den unerwartet freundlichen ersten drei Monaten dürfte auch das zweite Quartal bei nahezu allen Kreditinstituten gut gelaufen sein. Die Börse ging bis Juni nach oben, die Zinsen waren niedrig, die deutsche Wirtschaft wächst - beste Voraussetzungen für die Kreditwirtschaft.

Die Deutsche Bank ist die umsatzstärkste Deutschlands. (Foto: Foto: dpa)

Doch trotz des Höhenflugs bleiben die Banker vorsichtig. Sie stehen noch immer unter dem Eindruck der schweren Krise der vergangenen Jahre und wissen, wie schnell der Wind drehen kann. "Der Frühling währt nicht ewig", warnte vor kurzem auch Jochen Sanio, Chef der Bankenaufsicht Bafin.

Sollte die Konjunktur einbrechen oder die Dynamik an den Börsen nachlassen, wie es bereits zu beobachten ist, werden die Banken das spüren. Die Deutsche Bank, das nach wie vor mit Abstand größte Institut in Deutschland, ist weltweit aktiv. Aber die anderen Banken sind mehr oder weniger stark auf den deutschen Markt konzentriert und damit von der Entwicklung hierzulande abhängig.

Ohnehin: Betrachtet man nicht die Bilanzsumme, sondern den Börsenwert, rangieren die deutschen Kreditinstitute international weit abgeschlagen. Der Unicredit-Konzern, der im vergangenen Jahr die HypoVereinsbank übernommen hat, ist an der Börse in etwa so viel wert wie Deutsche Bank und Commerzbank zusammen.

Der Marktwert des fusionierten Instituts liegt etwa zwanzig Milliarden Euro über den addierten Börsenwerten von HypoVereinsbank und Unicredit zum Zeitpunkt, als der Kauf angekündigt wurde. Analysten und Anleger honorieren den zupackenden Kurs von Unicredit-Chef Alessandro Profumo.

Buhlen um jeden Kunden

Dazu kommt, dass viele Institute in Deutschland noch mit Problemen zu kämpfen haben. Das Privatkundengeschäft ist hierzulande nur wenig profitabel, meist chronisch defizitär. Der Markt ist überbesetzt.

Privatbanken und kostengünstige Direktbanken buhlen mit Sparkassen und Genossenschaftsbanken um jeden Kunden. Mehr und mehr werden inzwischen Girokonten zum Nulltarif angeboten. Experten gehen davon aus, dass die Auseinandersetzung weiter an Schärfe gewinnen könnte. Denn auch große ausländische Konzerne werfen inzwischen einen Blick nach Deutschland und sind an einem Einstieg interessiert.

Umbau

Viele Institute wollen sich für den härteren Wettbewerb rüsten, indem sie umbauen. Die Dresdner Bank beispielsweise, die seit fünf Jahren zum Allianz-Konzern gehört, muss erneut 2500 Stellen streichen und hat künftig nur noch zwei große Geschäftsbereiche.

Die HypoVereinsbank gleicht die Struktur an die der neuen Muttergesellschaft Unicredit an. In Deutschland soll das Geschäft mit Privatkunden forciert werden. Die Deka-Bank, die vorwiegend Fondsprodukte für die öffentlich-rechtlichen Banken anbietet und angeschlagen ist, halbiert derzeit die Führungsmannschaft.

Gleichzeitig wird weiter gekauft und fusioniert. Im vergangenen Jahr gab die Commerzbank die Übernahme der größten deutschen Immobilienbank Eurohypo bekannt. Zuvor hatte die Nummer zwei der Branche, die Hypo Real Estate aus München, Interesse an Eurohypo bekundet. Doch Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller nutzte sein Vorkaufsrecht und griff zu. Sein Institut ist damit 2006 zur klaren Nummer zwei der deutschen Bankenbranche aufgestiegen. Doch die Strategie ist zweifelhaft: Denn die Commerzbank ist seit der Übernahme sehr immobilienlastig und noch dazu stark vom deutschen Markt abhängig. Die Gewinnmargen dürften verwässern. Aber angesichts der neuen Größe ist immerhin die Wahrscheinlichkeit gesunken, dass ein Ausländer einsteigen will.

Übernahmen

Die Postbank übernahm den Baufinanzierer BHW. Auch die Deutsche Bank, die in der Vergangenheit so stark auf das Ausland gesetzt hat, verstärkte sich in Deutschland. Erst vor wenigen Wochen kaufte Konzernchef Josef Ackermann das Regionalinstitut Berliner Bank und bezahlte dafür nahezu 700 Millionen Euro. Viele in der Branche schütteln über die Höhe des Preises nur den Kopf. Doch der Marktführer war offenbar auch daran interessiert, ein klares Signal für sein Engagement in Deutschland zu setzen.

Ohnehin wird es in Berlin demnächst spannend. Denn das Land Berlin muss seine 81-Prozent-Beteiligung an der Landesbank Berlin, zu der die Berliner Sparkasse gehört, verkaufen. Die Interessenten bringen sich bereits in Stellung. Vor allem das öffentlich-rechtliche Lager will verhindern, dass ein Privater in Besitz der Sparkasse kommt. So wird schon heftig über die Markenrechte gestritten. Der Kaufpreis soll bei bis zu vier Milliarden Euro liegen.

Auch bei den übrigen Landesbanken ist nach dem Wegfall der Staatsgarantien einiges in Bewegung. Die WestLB will sich von der Beteiligung an der HSH Nordbank trennen. Weitere Fusionen sind also nicht ausgeschlossen. Der Markt bleibt interessant.

© SZ vom 26.7.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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