Devisen:Türkische Lira fällt weiter

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Das Vertauen der Devisenanleger in die türkische Regierung schwindet zusehends und belastet die Währung des Landes.

Vor den Kommunalwahlen in der Türkei hat die Währung des Landes ihre Talfahrt fortgesetzt. Im Gegenzug verteuerte sich der Euro um anderthalb Prozent auf 6,34 Lira, nachdem er am Donnerstag bereits gut vier Prozent zugelegt hatte. Börsianer bezeichneten den erneuten Rückgang des Lira-Kurses als Zeichen einer Normalisierung des Devisenmarktes. Zu Wochenbeginn hatten türkische Banken auf Anweisung der Regierung ausländischen Instituten keine Lira mehr geliehen, um weitere Wetten auf einen Verfall der Währung zu verhindern. Dadurch schoss der Zins für Lira-Übernachtkredite an der Londoner Börse am Mittwoch auf bis zu 1200 Prozent. Am Freitag lag er mit 23,5 Prozent wieder auf dem üblichen Niveau. Sollte die Regierungspartei AKP von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan bei den Kommunalwahlen am Wochenende schlecht abschneiden, müsse mit weiteren Lira-Verlusten gerechnet werden, sagte Commerzbank-Analyst Tatha Ghose. Außerdem könnte sich mit der Normalisierung am Londoner Lira-Markt aufgestauter Verkaufsdruck entladen. Erdogan machte auf einer Wahlkampf-Veranstaltung am Donnerstag den Westen für die jüngsten Kursturbulenzen an der Börse verantwortlich. Die Türkei müsse den "Spekulanten an den Märkten Disziplin beibringen". Zugleich erneuerte er seine Forderung an die Notenbank, die Inflation durch Leitzinssenkungen zu bekämpfen. Unterdessen horten Privatpersonen in der Türkei Devisen und Edelmetalle. Experten sehen in darin ein schwindendes Vertrauen der Türken in ihre Währung.

Außerdem kam das Pfund Sterling am Nachmittag kurz nach der Abstimmung im britischen Unterhaus unter Druck. Das Parlament hat den EU-Austrittsvertrag der Regierung erneut abgelehnt. Daraufhin fiel die britische Währung um 0,4 Prozent auf 1,1563 Euro, zum Dollar gab das Pfund ebenfalls um 0,4 Prozent auf 1,2980 Dollar nach.

Derweil stagnierte der Euro im Verhältnis zur US-Devise bei 1,1221 Dollar.

© SZ vom 30.03.2019 / cikr, Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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