Deutscher Aktienmarkt:Obama sorgt für Kursrally

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Pläne des designierten US-Präsidenten Barack Obama für ein milliardenschweres Konjunkturprogramm haben die Kurse an den Börsen nach oben getrieben. Der Dax schloss deutlich fester.

Der designierte US-Präsident Barack Obama spezifizierte im Radio seine Pläne für ein massives Investitionsprogramm und bescherte den Börsen damit einen Traumstart in die neue Handelswoche. Der amerikanische Leitindex Dow Jones schoss nach Handelsbeginn an der Wall Street 190 Punkte auf 8.826 Zähler nach oben. In Deutschland zog der sehr fest tendierende Dax daraufhin noch einmal stark an und ging schließlich mit einem Plus von 7,6 Prozent bei 4715,88 Punkten aus dem Handel.

Es geht steil nach oben: Händler an der Börse in Frankfurt. (Foto: Foto: AP)

Der MDax mittelgroßer Werte legte ebenfalls kräftig zu und gewann 6,0 Prozent auf 5.255,59 Zähler, der Der TecDax kletterte um 5,4 Prozent auf 492,25 Punkte nach oben.

Mit dem Tagesgewinn machte das deutsche Börsenbarometer die Verluste der Vorwoche von sechs Prozent in einem Rutsch mehr als wett. Dies ist der fünfgrößte Gewinn in der 20-jährigen Geschichte des Dax. Bis auf den viertgrößten prozentualen Gewinn von 7,8 Prozent wurden alle in diesem Jahr aufgestellt. "Wir kennen hier nur noch Extreme", spielte ein Händler auf die vielen statistischen Rekorde an.

Obama will mit massiven Investitionen in die Infrastruktur mehr als zwei Millionen Arbeitspläne schaffen oder sichern. In der wöchentlichen Radioansprache seiner Demokratischen Partei beschrieb Obama seinen Plan als größte Investition in die Infrastruktur seit der Schaffung des Highway-Netzes in den 50-er Jahren.

Bereits am Morgen hatte der deutsche Aktienmarkt von positiven Vorgaben der Wall Street profitiert, die am Freitag gut drei Prozent fester aus dem Handel gegangen war. Das hatte auch die asiatischen Börsen am Montagmorgen nach oben getrieben. In Tokio war der Leitindex Nikkei-225 mit einen Plus von 5,2 Prozent bei 8329 Zählern aus dem Handel gegangen.

Optimismus wegen US-Hilfspaket für Autoindustrie

Als weiteren Grund für die steigenden Kurse nannten Händler die Beratungen des US-Kongresses in Washington, der in dieser Woche über seine Soforthilfen für die amerikanische Autoindustrie in Höhe von mindestens 15 Milliarden US-Dollar entscheiden will.

Unter den Dax-Werten waren die Aktien von Linde am festesten. Sie stiegen mit 16,8 Prozent auf 56,48 Euro. Infineon waren mit einem Minus von 6,4 Prozent auf 0,88 Euro der schwächste Wert im Index.

Die Hoffnung auf eine Erweiterung des deutschen Rettungsschirms für Banken trieb die Kurse der Finanzwerte kräftig in die Höhe. Deutsche Bank stiegen mit plus 12,0 Prozent auf 28,08 Euro, Commerzbank-Aktien gewannen 3,1 Prozent auf 7,18 Euro.

Händler verwiesen auf Medienberichte, denen zufolge die Bundesregierung eine Erweiterung des Rettungsschirms für Banken erwägt. Die Kreditvergabe zwischen den Banken könne dabei staatlich abgesichert werden, etwa durch die Zwischenschaltung der Bundesbank oder der staatlichen KfW Bankengruppe, berichtete Der Spiegel. Auch das Handelsblatt meldete unter Berufung auf einen "hohen Regierungsbeamten", dass Bundesregierung und Bundesbank Nachbesserungen am Rettungspaket prüften.

Lohnender Einstieg der Allianz in den USA

Ein Marktteilnehmer sagte: "Das klingt zwar nicht neu, aber es könnte das ängstliche Verhalten deutscher Banken etwas bekämpfen."

Die Titel der Allianz knüpften mit plus 12,62 Prozent auf 73,96 Euro an ihre späten Gewinne vom Freitag an.

Der US-Finanzdienstleister Hartford Financial hatte am Freitagnachmittag seine Prognose für 2008 angehoben und von einer guten operativen Entwicklung im schweren Marktumfeld gesprochen. Allianz war jüngst mit 2,5 Milliarden US-Dollar bei dem amerikanischen Unternehmen eingestiegen. Zudem sah Hartford bei sich eine starke Kapitalbasis. Die Hartford-Aktie selbst waren am Freitag in den USA um etwas mehr als hundert Prozent gestiegen.

Titel der Deutschen Börse stiegen um 11,0 Prozent auf 56,01 Euro. Händlern zufolge profitieren die Aktien von neu angeheizten Fusionsspekulationen. Der Börsenbetreiber hatte im Fusionskarussell der Börsen einen neuen Anlauf unternommen und Verhandlungen um einen Zusammenschluss mit dem weltweiten Branchenprimus Nyse Euronext geführt.

Ein Sprecher der Deutschen Börse hatte am Sonntag in Frankfurt bestätigt, dass es Gespräche mit der Nyse über eine Partnerschaft gegeben habe. Diese seien aber ohne Ergebnis beendet worden. Zudem steht an diesem Montag die Aufsichtsratssitzung des Frankfurter Börsenbetreibers auf der Agenda.

Im positiven Marktumfeld legten auch die Titel der Autohersteller zu. BMW gewannen 5,7 Prozent auf 20,94 Euro etwas weniger als der Dax, Daimler verteuerten sich mit plus 10,0 Prozent auf 24,67 Euro aber deutlicher als der Leitindex.

Die Aktien von Bayer stiegen um 6,3 Prozent auf 39,22 Euro. Der Chemie- und Pharmakonzern erzielte nach eigenen Angaben weitere positive Studiendaten zu seinem Gerinnungshemmer Xarelto.

Xarelto senke das Thrombose-Risiko nach Hüft- oder Kniegelenksoperationen gegenüber dem Konkurrenzprodukt Enoxaparin von Sanofi-Aventis um mehr als 50 Prozent, teilte Bayer mit. Händler werteten die Nachricht positiv. Ein Börsianer sagte: "Insgesamt decken sich die Ergebnisse mit früheren Studien, aber 50 Prozent bessere Wirksamkeit ist schon eine Hausmarke."

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