Deutsche Bank:Ackermann-Vertrag bis 2010 verlängert

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Ungeachtet aller Widrigkeiten steht die Deutsche Bank zu ihrem bisherigen Vorstandssprecher Josef Ackermann. Das Institut verlängerte den Vertrag des Schweizers, obwohl sich dieser erneut vor Gericht verantworten muss.

Helga Einecke

Josef Ackermann (57) wird die Deutsche Bank bis zur Hauptversammlung 2010 leiten und dann insgesamt acht Jahre an der Spitze des größten Geldinstituts der Republik stehen.

Hat Grund zum Lachen: Josef Ackermann. (Foto: Foto: dpa)

Der Aufsichtsrat verlängerte seinen Vertrag und berief ihn außerdem mit sofortiger Wirkung zum Vorstandsvorsitzenden. Bisher fungierten alle Chefs der Deutschen Bank als Sprecher.

Offiziell wird die neue Funktion mit "nationalen und internationalen Gepflogenheiten" begründet. Aus der Bank ist jedoch zu hören, die neue Position stärke Ackermann über die Vertragsverlängerung hinaus den Rücken.

Schließlich gibt es eine weitere wichtige Neuerung in der Führung. Künftig wird der Vorstandsvorsitzende vom Aufsichtsrat berufen und nicht mehr vom Vorstandsgremium gewählt. Diese Regelung gibt dem Kontrollgremium mehr Gewicht, vor allem aber dem Aufsichtsratsvorsitzenden Rolf Breuer.

Beständigkeit

Der Aufsichtsrat hat in seiner Sitzung am Mittwoch nicht nur den Vertrag von Ackermann verlängert, sondern auch Tessen von Heydebreck (61) bis zur Hauptversammlung 2007 im Konzernvorstand für den Bereich Personal bestätigt. Über dessen Ablösung war aufgrund seines Alters spekuliert worden. Offenbar setzte das Kontrollgremium bei der Führung der Bank auf Beständigkeit.

An dem gestiegenen Gewinndes Geldinstituts, den Ackermann an diesem Donnerstag bei der Vorlage der Bilanz 2005 bekannt geben will, werden die Aktionäre beteiligt. Die Dividende wird von 1,70 Euro auf 2,50 Euro heraufgesetzt.

Hohe Eigenkapitalrendite

Nach der Erwartung vieler Analysten hat die Deutsche Bank 2005 bei den Gewinnen um 50 Prozent zugelegt und damit das Ziel einer Eigenkapitalrendite von 25 Prozent erreicht. Der Aktienkurs stieg am Mittwoch Nachmittag über 90 Euro.

Die Verlängerung des Vertrages für Ackermann war deshalb umstritten, weil er im Laufe dieses Jahres erneut vor Gericht und sich für die Vorgänge bei Mannesmann verantworten muss.

Am 21. Dezember hatte der Bundesgerichtshof beschlossen, den Prozess um die Millionen-Abfindungen für Topmanager nach der Übernahme von Mannesmann durch Vodafone neu aufzurollen. Der Vorwurf der Untreue traf Ackermann persönlich, ebenso die gleichzeitig öffentlich gewordenen Überlegungen seines Aufsichtsratsvorsitzenden Breuer über seine mögliche Nachfolge.

Zum Weitermachen ermuntert

Auf der anderen Seite wurde er nach eigenen Angaben von vielen Seiten ermuntert, weiterzumachen. Am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos wurde darüber spekuliert, ob der Prozess nicht durch die Zahlung einer Geldbuße abgekürzt werden kann.

Es war nicht der Mannesmann-Prozess allein, der Ackermann in Deutschland in Misskredit brachte. Bei der Vorlage der Bilanz vor einem Jahr verband er sein Renditeziel mit der Bekanntgabe eines massiven Personalabbaus.

In einem Umfeld von damals erstmals fünf Millionen Arbeitslosen in Deutschland galt dies als besonders ungeschickt, ja als politisch inkorrekt. Die Kritik zum Stellenabbau hat der Chef der Deutschen Bank inzwischen akzeptiert. Aber die Zukunft des Unternehmens und die große Mehrheit der Arbeitsplätze könne manchmal nur durch eine solche Maßnahme gesichert werden, gab er zu Protokoll. Wichtig sei ihm, dass der Stellenabbau sozialverträglich und fair passiere.

Auch die eigene Branche brüskiert

Vor kurzem brüskierte die Deutsche Bank auch die eigene Branche, weil sie einen Immobilienfonds schloss. Die Neubewertung der Immobilien dieses Fonds steht noch aus. Inzwischen kursieren Spekulationen, die Schließung des Fonds sei eine übertriebene Reaktion der Bank gewesen.

© SZ vom 02.02.06 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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