Der Versuch eines Streiks:Der Super-Flop

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Die Lokführergewerkschaft GDL sollte nach diesem Reinfall schnell das Bündnis mit Transnet und GDBA suchen. Alleine ist sie einfach zu schwach.

Thorsten Denkler, Berlin

Nach diesem Streiktag gibt es einen klaren Verlierer: die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Seit Monaten liefert sie sich mit der Deutschen Bahn AG einen irrwitzigen Kampf um 31 Prozent mehr Lohn und einen eigenen Spartentarifvertrag für die 22.000 Lokführer der Bahn.

Bisher laufen die Verhandlungen nicht so, wie sich GDL-Chef Schell das vorgestellt haben dürfte. Darum heute der Streik, oder sagen wir besser: der Streikversuch.

Die Bahn hat früh einen Notfallfahrplan erarbeitet. Der sorgt seit Mitternacht dafür, dass sich Bahnfahrer relativ verlässlich fortbewegen können. Das befürchtete Chaos blieb aus.

Von einem "deutlichen Zeichen an den Bahnvorstand", den einige GDLer gesehen haben wollen, ist nichts zu spüren. Klar gesagt: Der Streik ging in die Hose. Mit Kosten von einer Million Euro pro Tag bleibt er auch für einen Großkonzern wie die Bahn im überschaubaren Rahmen.

Schlagkraft reicht nicht

Der Flop zeigt deutlich, was für Gewerkschaften immer gegolten hat. Je mehr Arbeitnehmer an einem Strang ziehen, desto größer die Schlagkraft. Die Schlagkraft der GDL reicht offenbar nicht aus, um der Bahn mit einem Streik ernsthaft weh zu tun.

Zwar sind nach GDL-Angaben über 80 Prozent der Lokführer bei ihr organisiert. Doch die Zahl trügt: Die Hälfte der Lokführer genießen noch den Beamtenstatus aus der Zeit vor der Privatisierung. Sie dürfen gar nicht streiken.

Nicht wenige der angestellten Lokführer sind zudem bei den Konkurrenzgewerkschaften Transnet und GDBA organisiert. In deren Augen gelten die GDLer inzwischen als Spalter und Schaumschläger. Selten haben sich Gewerkschaften gegenseitig so bekabbelt, wie diese drei.

Vor Gericht gezwungen

Die Bahn weiß nur zu gut um die Schwächen der GDL und zwingt sie darüber hinaus noch vor die Gerichte. Die haben gestern Nacht nicht zum ersten Mal die Streikwünsche der GDL auf ein erträgliches Normalmaß zusammengestutzt.

So gesehen fehlt es der GDL an allem, was eine gute Gewerkschaft ausmacht: Glaubwürdigkeit, ausreichende Streikmacht und starke Verbündete. Sie sollte endlich einsehen, dass sie besser fährt, wenn sie in die Tarifgemeinschaft mit Transnet und der GDBA zurückkehrt, statt mit Mondforderungen.

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