Der ProSiebenSat1-Verkäufer:Abschied des Zampanos

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Haim Saban ist viel schneller wieder weg, als er selbst immer beteuert hatte - und macht einen hohen Gewinn.

Caspar Busse

Locker, selbstbewusst und gewandt hatte Haim Saban seinen ersten großen öffentlichen Auftritt in Deutschland gemeistert.

Machte ein gutes Geschäft: Haim Saban. (Foto: Foto: ddp)

Im Oktober vor drei Jahren - kurz nach der Übernahme von Pro Sieben Sat 1 - trat der Milliardär aus Los Angeles bei den Münchner Medientagen auf. Der große Charmeur war mit seiner gesamten Familie und einer Schar von Leibwächtern gekommen.

Am Abend zuvor hatte ihn Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber mit einem feierlichen Dinner begrüßt. Telegen hielt Saban vor dem Medienpublikum die Wörterbücher "Englisch-Deutsch" und "Englisch-Hebräisch" hoch und versprach: "Vielleicht rede ich das nächste Mal auf Deutsch."

Ansehnlicher Gewinn

Die Mühe kann er sich jetzt sparen. An diesem Donnerstag hat er trotz aller Beteuerungen, er werde sich langfristig in Deutschland engagieren, seine Sendergruppe an die Finanzinvestoren Permira und KKR weiterverkauft - und dabei einen ansehnlichen Gewinn gemacht.

Saban und seine Partner konnten den Einsatz in nur drei Jahren mehr als vervierfachen. Am Wochenende weilte Saban in Washington auf dem Saban-Forum, einer hochkarätigen Diskussionsveranstaltung zur Zukunft Israels. Dann flog er im Privatjet nach London und machte den Deal perfekt. Bis vier Uhr morgens wurde verhandelt. "Er ist sehr gut drauf", heißt es aus Sabans Umfeld.

Für ihr Verhandlungsgeschick sind der 62-jährige Medienmanager und sein enger Vertrauter Adam Chesnoff berühmt. Beim Einstieg in München kam er erst spät ins Rennen, sprang ab, kehrte zurück und kaufte. Saban setzte sich gegen viele Dutzend Interessenten durch. Der Kauf aus der Insolvenzmasse von Leo Kirch erwies sich als Schnäppchen.

Geschickte Verhandlungstaktik

Und auch beim Verkauf bewies Saban langen Atem. Obwohl der Deal mit Axel Springer im Frühjahr scheiterte, wagte Saban einen zweiten Anlauf. Zwar sprangen die ganz Großen der Branche ab, doch der Amerikaner mit israelischem Pass, der in Ägypten als Sohn eines Händlers zur Welt kam, hielt die verbliebenen Interessenten bei Laune.

Er trieb den Preis immer weiter in die Höhe. Zuletzt kam ihm zur Hilfe, dass der türkische Medienkonzern Dogan mit seinem Interesse das Verfahren weiter anheizte. Parallel dazu konnte der Chef von Pro Sieben Sat1, Guillaume de Posch, auch ein enger Vertrauter von Saban, gute Zahlen vorlegen.

Stets gab es Spekulationen, Saban suche in München nur das schnelle Geschäft. Mit dem Ausstieg hat irgendwie jeder gerechnet. Auch wenn Saban selbst immer wieder abwiegelte und seine Langfristigkeit beteuerte. Einmal sagte er: "Ich habe sogar gelernt, Schweinebraten wirklich zu lieben."

© SZ vom 15.12.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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