Der kleine Unterschied:Langsam ran an die Männer

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Es gibt allerdings auch Fortschritte: Frauen holen bei ihren Rentenansprüchen auf, zumindest die jüngeren.

Von Thomas Öchsner, München

Beim Thema Geld trennt Frauen und Männer ein Graben. Das gilt erst recht bei der Altersvorsorge. Wer weniger verdient, zahlt geringere Beiträge in die Rentenkasse und hat auch weniger Geld übrig, um zusätzlich für den Ruhestand vorzusorgen. Frauen, heißt es daher, waren schon immer ärmer als Männer, und sie werden im Alter nicht reicher. Doch langsam wird der finanzielle Graben zwischen den Geschlechtern schmaler, zumindest bei den Jüngeren.

Noch sind die Unterschiede nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung (DRV) beträchtlich: Männliche Rentner, die mindestens 35 Jahre lang Beiträge für die gesetzliche Rente gezahlt haben, kamen 2018 bundesweit im Durchschnitt auf eine monatliche Bruttorente von 1520 Euro im Jahr. Deutlich schlechter schneiden Frauen ab mit entsprechend langen Versicherungszeiten. Ihre Altersbezüge lagen im Durchschnitt bei 1106 Euro.

Auch bei den mindestens 65-Jährigen, die die staatliche Grundsicherung im Alter benötigen, waren Frauen noch Ende 2017 mit einem Anteil von 58 Prozent in der Mehrheit. Ebenso überwiegen die Frauen bei den Ruheständlern, die noch arbeiten gehen wollen und dafür auch finanzielle Gründe angeben. Mehr als zwei Drittel der Rentnerinnen sagen, sie seien trotz Rente auf zusätzliches Geld angewiesen. Bei den Männern trifft dies nur auf etwas mehr als die Hälfte zu, heißt es in einer Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Die Altersarmut wird bis 2030 deutlich zunehmen

Diese Differenzen ergeben sich nicht nur dadurch, dass Frauen häufiger als Männer Teilzeit- und Minijobs haben und dadurch geringere Rentenansprüche erwerben. Frauen arbeiten auch oft in schlecht bezahlten Dienstleistungsberufen. Sie neigen dazu, bei Gehaltsgesprächen nicht so hart zu verhandeln wie Männer. Und viele legen ihr Geld nach wie vor vorsichtiger an, was in Zeiten historisch niedriger Zinsen bedeutet, dass sie Geld fürs Alter womöglich (fast) ohne eine Rendite bei der Bank schlummern lassen.

Eine neue Untersuchung der Rentenversicherung zeigt aber: Die Frauen holen auf, weil sie länger und häufiger arbeiten. Für die Studie wurden in Deutschland fast 10 000 Menschen, die zwischen 1957 und 1976 geboren wurden, befragt und deren Lebensläufe ausgewertet. Das Ergebnis: Bei den 40- bis 44-jährigen Frauen in Westdeutschland sind die bislang erworbenen Rentenansprüche nur noch elf Prozent niedriger als bei den Männern dieser Altersgruppe. Bei den 55- bis 59-Jährigen ist die Differenz noch fast dreimal so hoch. Auch bei der Zusatzvorsorge schrumpfen demnach bei den Jüngeren die Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Nachgelegt hat ebenfalls die Bundesregierung: Durch die Verbesserungen bei der Mütterrente sind fast 100 000 ältere Frauen erstmals in den Genuss einer eigenen Rente gekommen.

Trotzdem werde die Altersarmut bis 2030 zunehmen, rechnet der Wirtschaftsforscher Bruno Kaltenborn für die DRV vor. Die Zahl der Empfänger der Grundsicherung im Alter wird sich demnach bis Ende 2030 um mehr als die Hälfte erhöhen oder sogar fast verdoppeln auf dann etwa eine Million Menschen. Dabei könnte der Anstieg bei den Männern deutlicher ausfallen als bei den Frauen. Vor allem alleinstehende Frauen gelten als besonders von Altersarmut gefährdet. Nicht wenige dürften sich dabei zu lange darauf verlassen haben, dass ihr Partner sie mit absichert. Doch wie heißt es auf einem Buchtitel? "Ein Mann ist keine Altersvorsorge."

© SZ vom 31.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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