Dax-Konzerne:Im Rausch der Gewinne

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Trotz aller politischen Turbulenzen: Die Dax-Unternehmen steigerten 2016 ihre Erträge deutlich. Davon profitieren nicht nur die Aktionäre.

Von Caspar Busse, München

BMW und Daimler standen im vergangenen Jahr ganz oben. Die beiden Konzerne aus München und Stuttgart waren die profitabelsten der Autobranche. Toyota, General Motors (GM) und Volkswagen - übrigens trotz des Dieselskandals - verkauften zwar deutlich mehr Autos. Die zwei deutschen Hersteller von besonders teuren Oberklasse-Fahrzeugen machten aber gemessen am Umsatz mehr Gewinn - BMW kam konzernweit auf eine Marge von zehn Prozent, Daimler auf 8,4 Prozent.

Diese Zahlen sind durchaus beachtlich, aber sie sind unter den deutschen Großkonzernen kein Einzelfall. Die Geschäfte laufen wie lange nicht mehr, die Gewinne steigen deutlich. "Unterm Strich ist die Lage der deutschen Top-Konzerne zurzeit absolut zufriedenstellend", sagt Mathieu Meyer, Mitglied der Geschäftsführung bei der Unternehmensberatung EY. Die Umsatzentwicklung zeige nach oben, die Margen steigen, und das trotz der politischen Unabwägbarkeiten inner- und außerhalb Europas.

Die 30 größten börsennotierten Unternehmen Deutschlands haben 2016 Rekordwerte beim Umsatz und vor allem beim operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern erreicht. Letzterer stieg insgesamt um ein Viertel von 91,5 auf 114,2 Milliarden Euro. Auch die Aktionäre profitieren davon, denn nicht nur die Aktienkurse legten zu, auch die Dividenden. Daimler lag im Dax mit einem operativen Gewinn von 12,9 Milliarden Euro an der Spitze, gefolgt von der Allianz (10,8 Milliarden) und BMW (9,4 Milliarden). Auch die Deutsche Telekom, Siemens, Volkswagen, Bayer, BASF und SAP erwirtschafteten mehr als fünf Milliarden Euro. Nur zwei Dax-Firmen - Eon und die Deutsche Bank - meldeten ein operatives Minus.

Hier arbeiten vor allem Roboter: Eine Daimler-Fabrik in Kecskemét, Ungarn. (Foto: Akos Stiller/Bloomberg)

Gründe für die Gewinnzuwächse und die damit zusammenhängende gute Liquiditätslage gibt es viele. Der schwache Euro befeuerte vor allem den Export außerhalb der EU, dazu kommt die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), die das Wachstum stimuliert. Auch sind deutsche Produkte weltweit nach wie vor sehr gefragt, viele Konzern unterhalten starke Auslandsaktivitäten. Klar ist aber auch, dass das Gewinn- und das Umsatzwachstum vor allem aus dem außereuropäischen Ausland kommt, in erster Linie aus Asien und dort aus China. Die gute Entwicklung ist also nicht unbedingt hausgemacht.

Es läuft in vielen Branchen gut. Der Sportartikelkonzern Adidas meldet mehr Gewinn und hat seinen Durchhänger überstanden, die Deutsche Post profitiert von der weltweit steigenden Nachfrage nach Logistikdienstleistungen. Auch Lufthansa hat überraschend mehr Gewinn gemacht und nicht nur von den niedrigen Kerosinpreisen profitiert. Siemens legte gute Zahlen vor, und auch Bayer. Die Leverkusener wollen mit der Übernahme des US-Konzerns Monsanto in neue Dimensionen vorstoßen.

Dabei gibt es Ausreißer nach unten: Die beiden großen Energieunternehmen Eon und RWE haben nach wie vor schwer mit der Energiewende zu kämpfen. Beide haben sich gespalten, der alte Eon-Konzern ist geteilt worden in Eon-neu und Uniper. RWE wiederum hat das Geschäft mit erneuerbaren Energien und Netzen als Innogy erfolgreich an die Börse gebracht. Beide Konzerne müssen für die Altlasten der Atomkraftwerke geradestehen. Eon machte unter dem Strich 2016 einen Rekordverlust von fast 8,5 Milliarden Euro. RWE, operativ noch im Plus, kam nach Abschreibungen und anderen Sondereffekten auf einen Fehlbetrag von immerhin 5,7 Milliarden Euro.

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(Foto: SZ-Grafik; Quelle: Ernst & Young-Analyse der Geschäftsberichte der DAX-Konzerne)

SZ-Grafik; Quelle: Ernst & Young-Analyse der Geschäftsberichte der DAX-Konzerne

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(Foto: SZ-Grafik)

SZ-Grafik; Quelle: Ernst & Young-Analyse der Geschäftsberichte der DAX-Konzerne

SZ-Grafik; Quelle: Ernst & Young-Analyse der Geschäftsberichte der DAX-Konzerne

Nicht gut sieht es auch bei den Kreditinstituten im Dax aus. Die Deutsche Bank konnte immerhin ihren Verlust stark verringern und liegt operativ noch immer im Minus. Die Bank, die nun eine deutliche Kapitalerhöhung durchziehen musste, will sich in diesem Jahr aber deutlich verbessern. Die Nummer zwei unter den deutschen Kreditinstituten, die Commerzbank, liegt - nach hohen Abschreibungen - mit etwa 280 Millionen Euro im Plus. Jetzt soll die Bank umgebaut und die Zahl der Mitarbeiter deutlich reduziert werden.

Die Zahl der Mitarbeiter der 30 Dax-Unternehmen erhöhte sich 2016 auf 3,87 Millionen. Das ist durchaus erstaunlich, weil in der Vergangenheit insbesondere der Mittelstand und kleinere Unternehmen der Jobmotor waren. Die größten Arbeitgeber im Dax sind neben VW (rund 600 000) die Deutsche Post, Siemens und Daimler.

Viele Experten gehen davon aus, dass es auch 2017 gut laufen wird. Gerade erst hat das Ifo-Institut mitgeteilt, dass sich die konjunkturelle Erholung im Euroraum fortsetzt. Treiber der Entwicklung seien der Konsum der Haushalte, weil die verfügbaren Einkommen steigen und die Arbeitsmarktlage gut ist. Es sei mit Zuwächsen bei den Investitionen zu rechnen, und auch die Exporte dürften beschleunigt zunehmen. All das ist gut für die deutsche Wirtschaft.

Daneben gibt es aber auch Risiken, insbesondere in der Politik. Noch immer ist unklar, wie sich der geplante Brexit auswirken wird. Kommt es zu dem erwarteten Dämpfer? Oder können sich die Briten und die restlichen Europäer auf eine gütliche Trennung einigen? Und was hat der neue US-Präsident Donald Trump vor? Wird er den US-Markt abschotten und eine Importsteuer einführen? Gefährlich wäre auch ein Domino-Effekt solcher Maßnahmen. Denn sollte der freie Welthandel durch mehr Protektionismus leiden, würde das die exportstarke deutsche Wirtschaft und damit auch die Dax-Unternehmen empfindlich treffen. Es steht also einiges auf dem Spiel.

© SZ vom 13.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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