Container:Box in Not

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Es ist eine schlechte Woche für die Schifffahrt: Erst gehen Container über Bord, nun steht auf einem anderen Schiff die Fracht in Flammen.

Von Angelika Slavik, Hamburg

Es gibt nur wenig, das den Kapitalismus so eindrucksvoll versinnbildlicht wie ein Containerschiff. In den vergangenen Jahren sind die Frachter immer riesiger geworden: Auf die größten Schiffe passen mehr als 20 000 Standardcontainer. Boxen voller Zeug. Boxen, die das Konsumverlangen befriedigen und die Weltwirtschaft am Laufen halten.

In dieser Woche allerdings läuft es gar nicht gut für diese Branche. In der Nacht zu Mittwoch geriet die MSC Zoe in einen Sturm und verlor einen Teil ihrer Fracht. Und am Freitagnachmittag nun meldete die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd, dass auf einem ihrer Schiffe, der Yantian Express, ein Brand ausgebrochen sei. Mehrere Container stehen in Flammen.

Die Yantian Express war auf dem Weg von Colombo, Sri Lanka, über den Suezkanal nach Halifax, Kanada. Am Donnerstag brach nach Angaben der Reederei in einem der Container ein Feuer aus, die Flammen schlugen auf andere Behälter über. Die Mannschaft sei unverletzt und habe zunächst versucht, den Brand zu löschen, sagte ein Sprecher. "Allerdings sind die Wetterverhältnisse im Augenblick ganz schlecht, der Wind ist zu stark". Für Samstagmittag erhoffe man Besserung, dann werde erneut versucht, den Brand zu löschen. Das Schiff fahre trotz des Feuers mit geringer Geschwindigkeit weiter. Am Freitagnachmittag befand es sich 650 Seemeilen, also etwa 1200 Kilometer, vor der kanadischen Küste. Ein anderes Schiff begleite die Yantian Express, zudem sei ein Schlepper unterwegs, beide könnten die Besatzung aufnehmen, falls der Brand nicht unter Kontrolle gebracht werden könne. Für Aussagen zum Ausmaß des Schadens und zur Brandursache sei es noch zu früh, heißt es.

Indes wurden am Freitagmorgen die ersten Güter, die aus den Containern der havarierten MSC Zoe stammen, am Strand von Borkum angespült. Die Kurverwaltung sammelte etwa 30 Fernseher ein, die verbeult und schwer beschädigt über eineinhalb Kilometer verteilt angeschwemmt worden waren. Nach Strömungsberechnungen könnten auch auf den Inseln Juist und Norderney Güter angeschwemmt werden. Die Behörden warnen, angeschwemmte Waren nicht zu berühren und Container nicht zu öffnen - denn die MSC Zoe hatte auch Gefahrgut geladen, die entsprechenden Container konnten bislang nicht geortet werden. Einzelne Tüten mit möglicherweise gefährlichen Substanzen wurden an niederländischen Inseln angespült. Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) schlug als Konsequenz aus dem Unglück vor, Gefahrgut-Container künftig mit Peilsendern auszustatten, um sie im oder unter Wasser einfacher zu lokalisieren. Ähnliches fordert auch die Umweltschutzorganisation Greenpeace. Derzeit suchen mehrere Spezialschiffe in der Nordsee nach den etwa 270 Containern, die die MSC Zoe während des Sturms verloren hatte. Dabei ist sowohl eine von der Reederei beauftragte Suchfirma im Einsatz, als auch behördliche Kräfte wie das Spezialschiff Wega vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, das über ein Sonargerät verfügt. Die Kosten für die Suche werde die Reederei tragen müssen, heißt es.

© SZ vom 05.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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