Commerzbank: Kunst versteigert:Mit Giacometti gegen die Krise

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Das teuerste Kunstwerk der Welt ist eine Skulptur von Giacometti. Sie wurde jetzt für knapp 75 Millionen Euro versteigert - und kam von der Commerzbank.

Probleme hat die Commerzbank genug. Vor allem die Übernahme der Dresdner Bank wird das Institut noch lange beschäftigen. Schließlich hat der Deal dazu geführt, dass der Staat der Commerzbank beispringen musste und heute 25 Prozent der Anteile plus eine Aktie hält.

Für knapp 75 Millionen Euro wurde die BronzeplastikDer schreitende Mannvon Alberto Giacometti in London versteigert. Der Schatz war im Besitz der Commerzbank. (Foto: Foto: AFP)

Der Kauf der Krisenbank Dresdner hatte jedoch auch ein Gutes. Denn so gelangte ein wertvoller Schatz in den Besitz der Commerzbank - eine Plastik des Schweizer Bildhauers Alberto Giacometti.

Anonymer Bieter

Das Kunstwerk, eine lebensgroße Bronzeplastik eines schreitenden Mannes, trägt den Namen L'Homme qui marche I und erzielte während einer Versteigerung im Londoner Auktionshaus Sotheby's 65 Millionen Pfund (knapp 75 Millionen Euro).

Ein Weltrekord, denn mehr Geld wurde bei einer Auktion noch nie für Kunst bezahlt. Weitere Groß-Kollekten dieser Art sind zu erwarten, schließlich lagern bei den Banken noch weitere Kunstschätze. Und in der Krise sollen die edlen Werke zu Geld werden.

Für alle Beteiligten war dies eine große Überraschung, denn der Erlös lag etwa fünf Mal so hoch wie erwartet. Die Plastik, die der Künstler 1961 geschaffen hatte, ging an einen anonymen Telefonbieter. Weitere Informationen gab Sotheby's nicht heraus.

Das Werk war seit etwa 1980 im Besitz der Dresdner Bank, stand lange im Vorstandsgebäude und ging nach der Übernahme durch die Commerzbank im vergangenen Jahr in deren Sammlung über. Der Erlös geht an die Stiftung der Bank und ausgewählte Museen. Commerzbank-Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller hatte im Vorfeld der Versteigerung sagt, die Bank wolle damit Geld für gemeinnützige Projekte einspielen.

Teurer als Picasso

Der exakte Preis für die Skulptur lag bei 65.001.250 Pfund. "Das macht es zum teuersten Kunstwerk, das bei einer Auktion jemals versteigert wurde", sagte eine Sotheby's-Sprecherin. Allerdings nur knapp: Nach dem Umrechnungskurs, den Sotheby's eigenen Angaben zufolge zugrunde legte, waren das 104.327.006 Dollar. Bisher hielt Pablo Picasso für das Gemälde Junge mit Pfeife den Auktionsrekord. Dieses wurde 2004 in New York für 104.168.000 Dollar (damals 58,5 Millionen Pfund) versteigert. Andere Bilder wurden jedoch privat schon teurer verkauft, so zum Beispiel 2006 ein Kunstwerk von Jackson Pollock für 140 Millionen Dollar.

Mehrere Bieter hatten sich am Mittwochabend ein Gefecht um den Giacometti geliefert - nach nur acht Minuten war der hohe Preis erreicht. Der Kunstmarkt-Experte Henry Lydiate ging davon aus, dass das Werk nicht an eine öffentliche Sammlung ging, sondern an eine Privatperson. Der Schreitende Mann zählt zu den wichtigsten Werken des Künstlers, der für seine dünnen Plastiken bekannt ist.

Bei der Auktion von Impressionisten und Künstlern der Moderne in London wechselte zudem ein lange verschollenes Gemälde von Gustav Klimt für knapp 27 Millionen Pfund den Besitzer. Kirche in Cassone - Landschaft mit Zypressen übertraf dabei ebenfalls die Erwartungen: Es hatte einen Schätzwert zwischen zwölf und 18 Millionen Pfund. Das Landschaftsgemälde war in Wien während der Nazi-Herrschaft verschwunden und tauchte erst Jahrzehnte später wieder auf. Es entstand im Jahr 1913, als Klimt (1862-1918) mit seiner Muse Emilie Flöge auf einer Reise an den Gardasee war. Paul Cézannes Pichet et fruits sur une table wurde für knapp zwölf Millionen Pfund versteigert.

Nicht nur die Commerzbank - auch andere Banken stoßen seit einigen Jahren verstärkt Kunstwerke ab. Meistens wird allerdings nicht groß darüber geredet, denn der Verkauf von Teilen einer Sammlung lässt schnell Spekulationen aufkommen, die Banken seien darauf angewiesen, ihre Kunst zu Geld zu machen. Darum landen viele Werke oft auch nur als Dauerleihgaben in Museen. Den Banken spart das Platz - zugleich hübscht es das Image der Institute auf.

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