Christie's und Sotheby's:Zweikampf alter Rivalen

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Die Rivalität ist fast 250 Jahre alt. Ein Duo beherrscht den Auktionshandel. Beide Unternehmen haben seit Kurzem neue Chefs.

Von Björn Finke, London

Die Rivalität ist fast 250 Jahre alt. Im Jahr 1744 veranstaltet Sotheby's-Gründer Samuel Baker in London seine erste Auktion. James Christie startet sein Konkurrenz-Unternehmen in derselben Stadt 22 Jahre später. Seitdem wetteifern die zwei Handelshäuser um die Gunst von Käufern und Verkäufern. Die beiden Firmen sind mit Abstand die größten Auktionshäuser der Welt. Christie's hat 54 Niederlassungen in 32 Ländern, Sotheby's 90 Büros in 40 Staaten. Im Bereich zeitgenössischer Kunst - dem Geschäftsfeld von Cheyenne Westphal - liegt Christie's vor Sotheby's, gleiches gilt für den Gesamtumsatz.

Christie's gehört zum Reich des französischen Milliardärs François Pinault

Beide Häuser haben neue Chefs. Wobei der Wechsel an der Spitze bei Sotheby's auf die turbulentere Vorgeschichte zurückgeht. Tad Smith führt jetzt den Konzern, der seinen Hauptsitz inzwischen in New York hat und an der Börse notiert ist. Der Amerikaner löste William Ruprecht ab - dessen Rücktritt hatte der wichtigste Sotheby's-Anteilseigner schon länger gefordert.

Jener Großaktionär ist Daniel Loeb, ein sogenannter aktivistischer Investor. Er kauft Aktien von Unternehmen, die er für schlecht geführt hält, und zettelt dann eine Revolte unter den Anteilseignern an, um das Management zu einem Strategieschwenk zu zwingen. "Sotheby's ist wie ein alter Meister, ein altes Gemälde, das aber dringend restauriert werden muss", sagte er - und forderte, den Chef zu feuern, das Auktionsgeschäft im Internet auszubauen und mehr Geld an die Aktionäre auszuschütten. Zwischenzeitlich machte Loeb seinen Frieden mit Ruprecht. Nun ist der Konzernlenker allerdings doch gegangen.

Das konnte nicht verhindern, dass jetzt sogar ein zweiter aktivistischer Investor eingestiegen ist und lautstark Verbesserungen verlangt: der Hedge-Fonds Marcato Capital Management aus San Francisco. Sotheby's verzeichnete zwar im vergangenen Jahr mit sechs Milliarden Dollar einen neuen Rekord beim Auktions-Umsatz. Doch aus Sicht der kritischen Aktionäre bleibt davon viel zu wenig als Gewinn hängen.

Deutlich ruhiger geht es - zumindest nach außen hin - bei Christie's zu, und das liegt daran, dass der französische Luxus-Unternehmer François Pinault das Handelshaus 1998 erwarb. Daher gibt es keine öffentlich ausgetragenen Streits zwischen Aktionären und Management bei dem Londoner Anbieter, der im vorigen Jahr mit 8,4 Milliarden Dollar ebenfalls eine Bestmarke bei den Verkaufserlösen erzielte. Trotzdem verabschiedete sich auch hier der Chef: Den Amerikaner Steven Murphy löste zum Jahreswechsel überraschend Patricia Barbizet ab, womit erstmals eine Frau das Unternehmen führt. Die Französin leitet zugleich Artemis, die Holding-Gesellschaft des Milliardärs Pinault.

Neben Kunst verkaufen die zwei Auktionshäuser inzwischen vieles andere: etwa Oldtimer oder seltene Weine. Hauptsache, der Hammer fällt.

© SZ vom 03.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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