Chinesische Konsumgüter:Mit Markennamen gegen das Billig-Image

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China will nicht mehr nur Massenproduzent sein. Daher sollen eigene Marken auf dem Weltmarkt etabliert werden.

Uwe Ritzer

Der dunkelblaue Anzug von Sha Kezhong sitzt tadellos. "Eine chinesische Marke", sagt er stolz und klappt die linke Vorderseite seines Sakkos auf. "Youngor" steht innen auf dem Etikett, und Sha Kezhong sagt: "Diese Marke kennt in Europa niemand, dabei ist die Qualität wirklich sehr gut."

Fernsehgeräte des Herstellers TCL in Peking. (Foto: Foto: AFP)

Chinesische Markenprodukte im Ausland zu etablieren gehört zu den Aufgaben des für Messen zuständigen Direktors des halbstaatlichen China Council for the Promotion of International Trade (CCPIT). "Auf Dauer ist es nicht nachhaltig genug, nur billige Massenwaren herzustellen oder nur für ausländische Unternehmen zu produzieren", sagt Sha Kezhong.

Qualitätsoffensive

Aus dieser Erkenntnis heraus plant die Regierung in Peking eine Qualitätsoffensive. Sha Kezhong organisiert deshalb die erste Konsumgütermesse auf europäischem Boden, die "Asia Styles" Anfang Juli in Nürnberg.

"Falls diese Messestrategie erfolgreich ist, werden wir sie auch auf andere Länder übertragen", kündigt Sha Kezhong an. Noch ist die Dimension der "Asia Styles" mit 400 Ausstellern und prognostizierten 3000 Fachbesuchern überschaubar.

Das Angebot konzentriert sich auf Wohndeko, Küchen- und Haushaltsbedarf. Das allerdings seien Bereiche, wo man mit preiswerten, aber qualitativ hochwertigen Produkten beim Verbraucher besonders gut punkten kann, glaubt Sha Kezhong. CCPIT unterstützt die Aussteller von Qualitätsprodukten bei ihrem Nürnberger Auftritt finanziell und logistisch.

Eigene Marken

"Wir haben uns zu lange nicht um Qualität und Marken gekümmert", sagt Sha Kezhong. Künftig aber wolle China nicht nur Werkstatt globaler ausländischer Konzerne sein. Wer im Auftrag westlicher Edelmarken Textilien, Schuhe, elektronische Geräte oder Autos nicht nur kostengünstig, sondern auch auf qualitativ hohem Niveau produzieren könne, der sei auch in der Lage, entsprechende eigene Marken zu etablieren, meint Sha Kezhong.

Auf Dauer könne China "es sich nicht leisten, keine Weltklassemarken zu haben", sagte unlängst Zhang Ruimin, Chef des chinesischen Haushaltsgerätekonzerns Haier.

Erklärtes Ziel der Führung in Peking ist es, dass mindestens zehn Prozent der 500 weltgrößten Konzerne ihren Sitz in China haben. Zu diesem Zweck gibt es Staatsmittel, Kredite, Steuervorteile; man spricht von einem 15-Milliarden-Dollar-Paket.

Weltweite Nummer drei der Branche

Aufsehen erregte der Computerhersteller Lenovo, der im Dezember 2004 für 1,25 Milliarden US-Dollar die PC-Sparte des amerikanischen IBM-Konzerns übernahm und damit nach Dell und Hewlett-Packard zur weltweiten Nummer drei der Branche aufstieg.

Lenovo, jubelte damals Vize-Handelsminister Zhang Zhigang, werde die Lokomotive für den Export chinesischer Produkte sein. Der Elektronikkonzern TCL kaufte das Fernsehgeschäft des französischen Herstellers Thomson und stieg damit über Nacht zum größten TV-Hersteller weltweit auf.

Der Haushaltsgerätekonzern Haier, der 1984 noch deutsche Kühlschränke importierte, lehrt heute etablierten westlichen Marken das Fürchten. Nur knapp ist Haier vor wenigen Monaten gescheitert, Maytag und damit die US-Marke Hoover zu übernehmen. Und während deutsche Autofirmen verstärkt die fernöstlichen Märkte ansteuern, kommen ihnen auf der Gegenspur die ersten chinesischen Fabrikate entgegen.

Konkurrenz für westliche Hersteller

Sportartikel der Marke Li Nang sollen bald Nike und Adidas Konkurrenz machen, Bird den Handybauern von Nokia oder Motorola, und Tsingtao-Bier soll auch außerhalb chinesischer Restaurants in Europa und USA getrunken werden.

"Es ist ein Entwicklungsprozess", sagt Sha Kezhong. "Damit muss man leben, auch wenn es sicher bitter ist für Arbeiter in traditionellen deutschen Produktionsbetrieben." Preiswerte Produkte, aber von hoher Qualität garantieren jedoch keinen Erfolg. "Made in China" haftet das Billig- und Wegwerfimage negativ an, und noch gibt es dagegen keine Marketingstrategie.

© SZ vom 05.04.06 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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