China:Einfach "einfach"

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Yi Huiman, neuer Chef der chinesischen Börsenaufsicht. (Foto: Kim Kyung Hoon/Reuters)

Abergläubische Chinesen: Der neue Chef der Börsenaufsicht heißt Yi Huiman. Deshalb legen drei Aktien zu, die ein "Yi" im Namen haben.

Von Victor Gojdka

Manchmal können Gewinne am Aktienmarkt buchstäblich einfach sein. So ging es jedenfalls Anlegern am chinesischen Aktienmarkt, die am Montag auf einen Hersteller von Elektronikteilen, eine Firma für 3-D-Drucker oder eine Logistikfirma gesetzt hatten. Mit diesen Aktien konnten Anleger am Montag in der Spitze zwischen 5,5 und 7,7 Prozent Gewinn einstreichen. Der Grund ist allerdings weniger einfach als diffizil.

Zuvor hatte das chinesische Regime am Wochenende einen neuen Chef der Börsenaufsicht ernannt, der China Securities Regulatory Commission (CSRC). Der langjähriger Banker Yi Huiman wird neuer Chef der Behörde und besetzt einen Feuerstuhl, auf dem es kaum ein Vorgänger länger als zwei oder drei Jahre ausgehalten hat. Für viele chinesische Anleger war Lis Ernennung jedoch ein gutes Omen, denn das Schriftzeichen "Yi" bedeutet übersetzt "einfach".

Findige Investoren fanden diesen Namensbestandteil an der chinesischen Börse gleich dreimal: Sowohl beim Logistikunternehmen Easysight Supply Chain Management, beim 3-Druck-Unternehmen Esun Display und beim Hersteller von Elektronikteilen, Suzhou Etron Technologies. Da konnten sie offenbar nicht anders, als zuzugreifen. "Oft sind Aktieninvestments dort ein bisschen wie russisches Roulette", sagt Chinaexperte Horst Löchel von der Frankfurt School of Finance and Management. Er weiß, dass sich am chinesischen Aktienmarkt hauptsächlich Privatinvestoren tummeln, die ihren eigenen Gesetzen folgen wie der guten Aura eines Namens.

Der neue Chef der Börsenaufsicht hat indes eine Mammutaufgabe vor sich: "Er muss den Kapitalmarkt Stück für Stück öffnen", sagt Chinaexperte Löchel. Ende 2018 hat die Börsenaufsicht der Großbank UBS erstmals erlaubt, die Mehrheit an einem bislang chinesischen Finanzunternehmen zu erwerben. So etwas war bislang tabu. "Und erst vor wenigen Wochen hat das Land institutionellen Investoren erlaubt, doppelt so viel wie bisher zu investieren", sagt Wirtschaftsexperte Max Zenglein vom Chinainstitut Merics. Doch die Arbeit des Börsenaufsehers ist ein täglicher Balanceakt, denn gleichzeitig will das Regime nicht zu viel Kontrolle abgeben. "Lässt es zu viel ausländisches Geld auf einmal ins Land, könnten diese Investoren es theoretisch auch auf einmal abziehen und den Aktienmarkt in die Bredouille bringen", sagt Zenglein.

Gerade im vergangenen Jahr waren die chinesischen Börsen stärker abgestürzt als viele andere Märkte. Mancher Chinese wird insgeheim hoffen, dass sich das mit dem neuen Börsenkontrolleur Yi Huiman nun ändert. Und es vor allem "einfacher" wird.

© SZ vom 29.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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