China auf der Überholspur:Neue Spieler im Rohstoff-Monopoly

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Shell, Exxon und Rio Tinto müssen sich warm anziehen: Chinesische Konzerne sind zu ernsthaften Konkurrenten der Konzerne aufgestiegen.

Andreas Oldag

Weltweit boomt die Rohstoffbranche. Die Preise für Erdöl, Eisenerz, Kupfer, Zink und Nickel brechen einen Rekord nach dem anderen. China ist zu einem der mächtigen Mitspieler am Markt aufgestiegen. Chinas boomende Wirtschaft lechzt nach Rohstoffen. Schon heute ist das Reich der Mitte hinter den USA der zweitgrößte Ölverbraucher. Doch Maos Erben wollen sich nicht mit der Rolle eines Handelspartners westlicher Öl- und Rohstoffkonzerne zufriedengeben. Sie schicken ihre Unternehmen rund um den Globus auf die Jagd nach dem schwarzen Gold und wertvollen Erzen.

Der Fall Unlocal: Im Jahr 2005 scheiterte die Übernahme durch die chinesische Cnooc. Unlocal wurde an Chevron-Texaco verkauft - und blieb amerikanisch. (Foto: Foto: dpa)

Chinas führende Öl- und Rohstoffkonzerne sind Petrochina, China National Offshore Oil Corporation (Cnooc), China Petroleum and Chemical Corporation (Sinopec), Aluminium Corporation of China (Chinalco), Sinosteel und Baosteel. Sie sind zu ernsthaften Konkurrenten von Exxon-Mobil, BP, Royal Dutch und BHP Billiton aufgestiegen.

Obwohl die chinesischen Unternehmen an der Börse notiert sind, bleiben sie de facto Staatsbetriebe. Die kommunistische Regierung will das Zepter nicht aus der Hand geben. Führungs- und Entscheidungsstrukturen werden von Peking aus gesteuert. Jeder Topmanager hat den Segen der Partei. Damit sind die Konglomerate auch integraler Bestandteil der chinesischen Außen- und Sicherheitspolitik.

Jagd nach Öl und Erzen

Der "hungrige Drache", wie das britische Wirtschaftsmagazin Economist China bezeichnete, hat keine Skrupel, sich mit Potentaten und Diktatoren einzulassen, wenn es den wirtschaftlichen Interessen dient. Vor allem Afrika wird immer stärker zum Rohstofflieferanten. Angola, eines der korruptesten Länder des Kontinents, exportiert mittlerweile mehr Öl nach China als Saudi-Arabien. Aus Sambia kommt Kupfer, Gabun liefert Mangan. Peking lockt diese Länder mit großzügiger Wirtschaftshilfe.

Gleichzeitig nutzen die roten Konzernherren die Gelegenheit, um lukrative Geschäfte mit despotischen Regimes abzuschließen. Menschenrechte und Umweltschutz sind zweitrangig. Umgerechnet etwa sechs Milliarden Euro haben chinesische Unternehmen Brancheninformationen zufolge in Afrika investiert, der Großteil davon in Ölförder- und Rohstoffprojekte. Zwar haben die westlichen Konkurrenten nach wie vor beim Einsatz komplizierter Technik einen Vorsprung. Doch dieser wird von Jahr zu Jahr geringer. Chinas Konzerne lernen rasch und vor allem haben sie den Vorteil, dass sie bei ihrer weltweiten Expansion weniger politische Rücksichten nehmen müssen.

Petrochina, Schwergewicht an der Börse in Hongkong und Shanghai, hat nach Angaben der amerikanischen Energieberatungsfirma PFC Energy 20,5 Milliarden Barrel Ölreserven. Übertrumpft werden die Chinesen nur noch von Exxon-Mobil. Der weltweit größte Ölkonzern hat 22,8 Milliarden Barrel Reserven in seinen Büchern. Petrochina schickt seine Ingenieure und Explorationsteams in die venezolanischen Urwälder ebenso wie in die Steppe Kasachstans.

Lesen Sie im zweiten Teil, wieso es für chinesische Konzerne schwierig ist, im Ausland zu expandieren.

Einer aggressiven Wachstumsstrategie hat sich auch Cnooc verschrieben, der Dritte hinter Petrochina und Sinopec. 1982 gegründet, um Öl- und Gasvorkommen vor der chinesischen Küste zu erschließen, hat Cnooc Förderprojekte in Australien, Indonesien, Thailand und Westafrika.

Eines der ambitioniertesten Vorhaben ist die Erschließung von Gasfeldern in Iran. Politisch ist dies brisant: Der britisch-niederländische Ölkonzern Shell sowie das französische Unternehmen Total sind vor kurzem aus dem iranischen Erdgasprojekt South Pars ausgestiegen. Die westlichen Konzerne reagierten damit auf den Druck der amerikanischen Regierung. US-Diplomaten warnten davor, dass ein Festhalten an dem Projekt wirtschaftliche Nachteile für das US-Geschäft haben könnte. Iran wird verdächtigt, ein geheimes Atomwaffenprogramm zu betreiben.

Doch nun springen chinesische Firmen in die vom Westen hinterlassene Lücke. Vor kurzem unterzeichnete Sinopec mit der Teheraner Regierung einen Vertrag zur Ausbeutung eines großen Ölfeldes im Südwesten des Landes. Die Investition soll sich auf umgerechnet etwa 1,3 Milliarden Euro belaufen. China setzt darauf, seine energiewirtschaftliche Zusammenarbeit mit Iran auszuweiten. Bereits jetzt ist das Land drittgrößter Erdöllieferant Chinas.

Umstrittene Geschäfte

Der Schulterschluss mit Ländern, die von den USA als "Schurkenstaaten" eingeordnet werden, macht es für Chinas Öl- und Rohstoffkonzerne schwierig, im Westen zu expandieren. Cnooc scheiterte 2005 mit der Übernahme des US-Konkurrenten Unocal. Die Chinesen boten 18 Milliarden Dollar. Die amerikanischen Kongress-Abgeordneten wehrten dies mit dem Hinweis auf sicherheitspolitische Bedenken ab. Unocal ging an Chevron-Texaco - für eine Milliarde Dollar weniger.

Die australische Regierung stoppte vorerst einen Übernahmeversuch des chinesischen Stahlkonzerns Sinosteel für den Eisenerzproduzenten Murchison Metals. Sinosteel würde zusammen mit Murchison zum viertgrößten Stahl- und Eisenerzproduzenten in Australien aufsteigen - hinter BHP Billiton, Rio Tinto und Fortescue.

Erfolgreicher war der chinesische Aluminiumproduzent Chinalco. Zusammen mit dem US-Konzern Alcoa erwarben die Chinesen Anfang des Jahres für 14 Milliarden Dollar einen zwölfprozentigen Anteil an Rio Tinto. Seitdem gibt es auch Spekulationen, dass das Duo Chinalco/Alcoa den britisch-australischen Bergbaukonzern vollständig übernehmen könnte, für den auch Konkurrent BHP Billiton eine Offerte vorgelegt hat.

© SZ vom 29.07.2008/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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