Canada Goose:Expedition auf dem Boulevard

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Canada Goose produziert seine Kleidung nach eigenen Angaben ausschließlich in Kanada. (Foto: Fred Thornhill/Reuters)

Der Bekleidungshersteller Canada Goose hat den Parka in die Stadt gebracht - und drängt nun an die Börse.

Von Hans von der Hagen, München

Schwer zu sagen, wann die Marke Canada Goose in den Städten ankam. Der Hersteller von Winterbekleidung jedenfalls feiert den Film The Day after Tomorrow aus dem Jahr 2004 als Durchbruch. Doch es ist nicht erkennbar, dass der Expeditionsparka im schmutzigen Gelb, in dem Hauptdarsteller Dennis Quaid als Klimatologe Jack Hall durch die Kälte stapfte, bereits die Boulevards zu elektrisieren vermochte. Dann eher das US-Model Kate Upton. Sie posierte 2013 auf der Titelseite der Sports Illustrated und bedeckte ihre Blöße nur mit einer weißen Bomberjacke der Firma - selbstverständlich nicht bis zum Kinn geschlossen. Da wurde vielen klar, dass aus Kanada nicht nur die Kälte kommt, sondern in dem Land auch ein Weg gefunden worden war, Menschen auf halbwegs kleidsame Art in Eisbären zu verwandeln.

Vier Jahre später ist Canada Goose so von seinem Konzept überzeugt, dass es den Gang an die Börse wagt. Gehandelt werden sollen die Papiere in Toronto und New York. Bislang finanzierte den Ausbau des Geschäfts die Investmentgesellschaft Bain Capital, die Ende 2013 70 Prozent der Anteile an Canada Goose übernahm. Jetzt, so schreibt es die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider, sollen mit dem Aktienverkauf 300 Millionen Dollar erlöst werden. Der Wert der Firma könnte dann bei zwei Milliarden Dollar liegen. Als Umsatz für das vergangene Geschäftsjahr nennt Canada Goose 291 Millionen Dollar. Davon verblieben 30 Millionen Dollar als Nettogewinn.

Gegründet wurde das Unternehmen vor 60 Jahren unter dem Namen Metro Sportswear von Sam Tick, der einst aus Polen nach Kanada einwanderte. Seit 2001 wird es von seinem Enkel Dani Reiss geführt.

Ursprünglich wollte Reiss Schriftsteller werden, auch, weil sich für die Marke Canada Goose in seinem Heimatland nur noch jene interessierten, die wirklich in der Kälte lebten oder arbeiteten. Doch dann, erzählte er einmal, habe er ein "Erweckungserlebnis" gehabt: Auf einer Messe in Deutschland sei das Interesse an den Goose-Parkas so groß gewesen, dass er beschlossen habe, richtig in der Firma einzusteigen.

Der Erfolg wirft auch Fragen auf, die schon 2010 einmal Thema waren: Damals schaute die gesamte Familie von Justin Trudeau - damals einfacher Politiker, heute Kanadas Premierminister - auf einer Grußkarte zu Weihnachten unter pelzbewehrten Canada-Goose-Kapuzen hervor. Das brachte der Familie Kritik von Tierschutzorganisationen ein. Das Unternehmen behauptet, dass es seine Kojotenpelze ausschließlich aus Gebieten bezieht, in denen die Tiere "reichlich vorhanden" oder "gar als Plage" empfunden werden. Es betonte damals, dass Pelze nur dann eingesetzt würden, wenn es "absolut notwendig" sei. Wie das Unternehmen seinen Anspruch auf nachhaltige Produktion bei Pelz (und Daune) gerecht werden will, wenn sich die Verkäufe künftig deutlich erhöhen, sagt Canada Goose bislang nicht.

© SZ vom 17.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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