Burda setzt auf TV und Internet:Alles vertikal

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Es sind noch keine hundert Tage vergangen, seit Christiane zu Salm als Vorstandsmitglied bei Burda angefangen hat. Doch ihre Schonfrist ist schon vorbei.

Caspar Busse

An diesem Mittwoch hat die 41-Jährige auf dem alljährlichen "Annual Media Day" vor den Führungskräften ihren großen internen Auftritt. Die frühere Fernsehmanagerin (MTV, 9Live) ist für den neuen Bereich Crossmedia, also für das Internetgeschäft, zuständig und hat zusätzlich die Betreuung des Bereichs Kommunikation von Konzernchef Hubert Burda übernommen. Sie soll künftig nach außen für die Hubert Burda Media sprechen.

Christiane zu Salm, verantwortlich für Burdas Crossmedia. (Foto: Foto: dpa)

Die Erwartungen an Christiane zu Salm sind hoch. Das Kerngeschäft mit Zeitschriften wie Focus, Bunte, Freizeit-Revue oder Freundin und den Druckaktivitäten stagniert oder geht zurück, der Konzern sucht sein Heil im Internet. "Das inländische Verlagsgeschäft steht 2008 unter Druck. Wir gehen aber davon aus, dass es von unseren Auslandsverlagen kompensiert wird", sagte Salm der Süddeutschen Zeitung. "Umso wichtiger ist es, dass wir die Potentiale in der digitalen Welt heben", fügte sie an. Burda dürfte wie die meisten anderen Medienunternehmen unter der flauen Werbekonjunktur in Deutschland leiden. Insgesamt wird im Konzern für 2008 mit einem leichten Wachstum gerechnet.

"Es gibt keinen Strategiewechsel"

Im vergangenen Jahr steigerte Burda den Umsatz um 5,2 Prozent auf 1,68 Milliarden Euro und beschäftigte 7900 Mitarbeiter. Zum Vergleich: Der Umsatz von Holtzbrinck wuchs um fast elf Prozent auf 2,5 Milliarden, Springer verbesserte sich um 8,5 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro. Das eigentliche Burda-Verlagsgeschäft mit insgesamt 262 Titeln weltweit wuchs nur um 3,9 Prozent auf 1,09 Milliarden Euro. Der Bereich Digital machte 274 Millionen Euro Umsatz, also 16 Prozent vom gesamten Geschäft. Die Investitionen lagen 2007 mit 223 Millionen Euro so hoch wie lange nicht mehr. Auch im laufenden Jahr soll weiter investiert werden. Zur Ertragslage macht der Konzern, der sich in Besitz von Hubert Burda befindet, keine Angaben. Das Ergebnis habe sich dank Kostendisziplin gut entwickelt, heißt es lediglich. Holtzbrinck und Springer konnten von deutlichen Verbesserungen des operativen Gewinns berichten.

"Es gibt keinen Strategiewechsel, wir planen die deutliche Ausweitung des Geschäftes im Internet. 2011 soll ein Drittel aller Umsätze aus dem Digitalgeschäft kommen. Und das wird dann profitabel sein", teilte Salm mit. Sie wolle Burda zu "Deutschlands führendem cross-medialen Medienhaus" machen. Dabei will sie die vielen Burda-Aktivitäten im Internet jetzt nach sogenannten vertikalen Marktplätzen ordnen, also etwa nach den Themenbereichen Frauen, Familie, Wohnen/Garten, und diese gemeinsam vermarkten. Diese neuen Plattformen sollen dann auch für Dritte geöffnet werden.

Als Erlössäule schweben Salm dabei auch verstärkte E-Commerce-Aktivitäten vor, also der Verkauf über das Internet. Über die Nutzer dieser vertikalen Marktplätze könnten auch Profile generiert werden, die dann von Burda ebenfalls vermarktet werden. "Bewegte Bilder spielen bei uns eine zentrale Rolle. Wir wollen künftig innovatives Fernsehen machen und auch weitere Sender gründen", kündigte Salm an. Zukäufe seien geplant. Kooperationen mit MySpace und Pro Sieben sind bereits beschlossen. Außerdem beteiligt sich Burda an der Videoplattform Sevenload.

© SZ vom 18.06.2008/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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