Das Bundeskartellamt rät der Politik, den Wettbewerb unter Ablese-Diensten zu stärken. Es gebe erhebliche Anhaltspunkte, dass sich Firmen wie Ista oder Techem kaum Konkurrenz machten. "Wenige große Unternehmen beherrschen den Markt", sagt Andreas Mundt, Präsident des Kartellamts. Seit zwei Jahren untersucht die Behörde die Branche. Am Donnerstag hat sie den Abschlussbericht vorgelegt, leitet aber vorerst kein Verfahren ein.
Ista und Techem erfassen Heiz- und Wasserkosten von Mietern, erstellen Abrechnungen - und bauen etwa die kleinen, weißen Zähler an Heizkörper an. Verbraucherschützer kritisieren, dass die Dienste zuletzt deutlich teurer geworden sind.
Dem Kartellamt zufolge wechseln Vermieter kaum ihren Ablese-Dienst: Denn dann müsste die ganze Technik ausgetauscht werden; die Verträge laufen über Jahre. Ein Grundproblem sei, dass der Vermieter die Dienste zwar beauftrage, die Kosten aber auf die Mieter umlege. "Dadurch haben die Käufer kein Interesse an günstigen Preisen, da die Mieter diese zahlen", erklärt Dario Struwe, Kartell- und Wettbewerbsrechtler der Kanzlei FPS. "Somit ist der Preiswettbewerb gestört."
Das Kartellamt empfiehlt, die Nutzungsdauer der Zähler zu vereinheitlichen. Idealerweise sollten Dienste auch die Systeme der Konkurrenz nutzen können. Zudem sollte der Staat vorschreiben, dass Vermieter das Ablesen stets ausschreiben müssen, damit sich mehrere Firmen bewerben. "Eine Belebung des Wettbewerbs kann im Ergebnis dazu führen, dass die Verbraucher weniger bezahlen müssen", so Mundt.
Im Jahr 2014 haben Ablese-Dienste knapp 1,5 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet; mehr als die Hälfte entfällt auf Ista und Techem. Beide Firmen gehören Finanzinvestoren, sollen aber weiterverkauft werden. Umso erleichterter ist Ista nun, dass das Kartellamt kein Verfahren eröffnet. Die Untersuchung bestätige, dass man sich "grundsätzlich wettbewerbskonform" verhalte, so das Essener Unternehmen. Techem sichtet den Bericht derzeit.
Neben Mieterschützern fordert auch die Wohnungswirtschaft mehr Wettbewerb an den Heizkörpern. Weil die Erfahrungen mit den Dienstleistern "sehr unterschiedlich" gewesen seien, lesen erste Vermieter die Zähler mittlerweile selbst ab, heißt es beim Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen.
Dem Deutschen Mieterbund (DMB) gehen die Vorschläge des Kartellamtes indes nicht weit genug. Wettbewerb unter Ablese-Diensten lasse sich erst erreichen, wenn der Vermieter die Kosten tragen müsste. "Die gesetzliche Ausnahme, wonach bei Heizkostenabrechnungen auch Verwaltungskosten auf Mieter abgewälzt werden dürfen, muss korrigiert werden", sagt DMB-Direktor Lukas Siebenkotten.
Das Kartellamt kündigt an, die politischen Prozesse aufmerksam zu verfolgen. Bei weiteren Fusionen der Ablese-Dienste sei jedenfalls mit einer "kritischen Prüfung" zu rechnen.