Bürotechnik:Mehr aus einer Hand

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Schon jetzt nehmen Drucker, Kopierer und andere Apparate viel Raum im Büro ein. Daher wird nun ihr Innenleben erweitert. (Foto: Jeff Tzu-chao Lin/mauritius images)

Konica Minolta, früher als Hersteller für Kameras und Kopierer bekannt, drängt es in die IT-Branche.

Von Katharina Kutsche, München

Wer noch frühere Bürotechnik kennt, Arbeitsplatzdrucker mit Nadel- oder Tintenstrahltechnik, alte Kopiergeräte, kann sich nur wundern über das, was die heutigen Multifunktionsprinter alles leisten. Je rund einen Quadratmeter nehmen die Geräte heute in Büros ein, sie drucken mit zig Zusatzfunktionen, vervielfältigen, scannen in hoher Qualität und großer Schnelligkeit. Zukünftig sollen sie noch mehr bringen, so jedenfalls möchte es der Hersteller Konica Minolta.

Das Mutter-Unternehmen in Tokio entstand 2003 aus der Fusion der beiden japanischen Firmen Konica und Minolta, die bis dahin neben Canon und Nikon vor allem für die Herstellung von Kameras bekannt waren. Vier Jahre später verabschiedete sich der fusionierte Betrieb endgültig vom Kamera- und Fotogeschäft und konzentrierte sich auf Bürotechnik. Nach jenem Wandel folgt nun ein neuer: Je mehr Dokumente zukünftig digitalisiert und in Clouds verwaltet werden, desto weniger dürften künftig Drucker und Kopierer gefragt sein. "Das ist ein evolutionärer, aber kein revolutionärer Schritt. Das papierlose Büro ist ja noch nicht da", so Johannes Bischof, Chef der Konica Minolta Business Solutions GmbH. Die deutsche Tochter sitzt zusammen mit der Europa-Zentrale des Mutterkonzerns in Langenhagen bei Hannover und beschäftigt europaweit etwa 10 000 Mitarbeiter.

Um für die Zukunft gerüstet zu sein, habe sich die Geschäftsführung gefragt, was sich mit den Multifunktionsgeräten, die schon beim Kunden stehen, noch alles anfangen ließe, sagt Bischof. Die Drucker werden seit Jahren verstärkt als Scanner genutzt, unterstützen also eine Informations- und Dokumentenkette. "Wir haben viele Kunden im Mittelstand, denen wollen wir eine Plattform bieten, die sie gestalten können", sagt Bernd Goger, der die Schwesterfirma Konica Minolta IT Solutions leitet.

"Wir merken, dass weniger gedruckt, aber mehr digitalisiert wird."

Die Antwort ist der mit mehreren Partnern entwickelte Workplace Hub. Beteiligt waren unter anderem Service Now, Oracle Dyn und Sophos. In den bisherigen Kombi-Geräten ist nun ein leistungsstarker Server von Hewlett Packard Enterprise eingebaut, mit einer Microsoft-Plattform als Basistechnologie. Der Hub integriert die bestehende IT-Landschaft der Kunden, wird aber aus der Ferne gemanagt mit Updates, Back-ups oder einer Userverwaltung etwa. Interessant soll er damit etwa für kleine und mittlere Unternehmen sein, Steuerberater, Baugesellschaften. Diese Unternehmenskunden stehen oft vor einem Dilemma. Sie müssen den gesetzlichen Bestimmungen zu Datenschutz und Datensicherheit entsprechen, gegenüber dem Kunden nachweisen, dass sie technisch auf dem aktuellen Stand sind. Gleichzeitig haben die Firmen es schwer, IT-Fachkräfte zu finden und an sich zu binden.

Schließlich genügt es schon länger nicht mehr, einen Tech-Generalisten im Betrieb zu haben, der alle Bedarfe abdeckt. An dieser Stelle will Konica Minolta als Systemhaus einsteigen, Soft- und Hardwarelösungen aus einer Hand anbieten und den Mittelständlern die Last abnehmen. Eine IT-Abteilung brauche schließlich nicht nur Technik-, sondern auch Prozess- und Businesskenntnisse - eine Herausforderung auch für das eigene Unternehmen, so Bischof.

Bisher nutzen 15 Prozent der Stammkunden, 33 000 an der Zahl, die IT-Dienstleistungen aus Langenhagen. Das Unternehmen arbeite ohnehin stark am Kunden. 700 Servicetechniker kümmern sich im Außendienst um Reparaturen und Ausfälle, unterstützen bei der Auslieferung und Installation neuer Geräte. Für Ersatzteile unterhalte man eine eigene Lieferkette. "Wir merken, dass weniger gedruckt, aber mehr digitalisiert wird. Und zwar nicht nur wegen mehr digitalisierter Prozesse innerhalb der Unternehmen, sondern auch gegenüber Kunden und Lieferanten", sagt Johannes Bischof. "Trotzdem gibt es vom klassischen Offset- bis zum digitalen Produktionsdruck noch eine gute Nachfrage - und gute Wachstumszahlen."

Schon jetzt aber machen die Geschäftslösungen inklusive IT 57 Prozent des weltweiten Geschäfts der Japaner aus, alles rund ums Drucken dagegen 21 Prozent. Passenderweise manifestiert sich der Wandel in einer weiteren Fusion. Bischofs Unternehmen akquirierte in Europa mehrere IT-Firmen, um weitere Dienstleistungen einzukaufen. Zum 1. April gehen dann die Business Solutions mit Gogers Bereich, den IT Solutions zusammen. Der frühere Kamera- und spätere Printer- und Toner-Hersteller sieht sich nun als High-Tech-Unternehmen und IT-Service-Provider.

© SZ vom 20.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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