Brussels Airlines:Geplanter Abflug

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Die Deutsche Lufthansa verliert allmählich die Geduld mit dem Unternehmen, das seit 2016 vollständig zum Marktführer unter Europas Fluggesellschaften gehört. Das liegt aber nicht nur an den schlechten Ergebnissen.

Von Jens Flottau, Singapur

Im Lufthansa-Konzern eskaliert der Streit um die künftige Strategie für die belgische Tochtergesellschaft Brussels Airlines. Nach Angaben aus Unternehmenskreisen wird der derzeitige Brussels-Airlines-Chef Bernard Gustin bei einer Aufsichtsratssitzung an diesem Montag abgelöst. Ein Nachfolger steht noch nicht fest.

Lufthansa kann erst seit Anfang Januar 2017 und einer Änderung in den Unternehmensrichtlinien mit ihren eigenen Stimmen im Brussels-Airlines-Aufsichtsrat entscheiden, den Vorstandschef abzusetzen. Lufthansa hatte Brussels Airlines 2016 vollständig übernommen und damals nicht als Tochter direkt unter der Holding, sondern in der Billigsparte Eurowings angesiedelt. Dies geschah schon damals gegen den erbitterten Widerstand von Gustin, der seit 2008 zunächst als Co-Chef und seit 2012 als Vorstandsvorsitzender an der Spitze des Unternehmens steht. Gustin argumentierte, sein Unternehmen sollte wie Swiss und Austrian formal gleichrangig neben der Lufthansa operieren. Gustin befürchtete, dass immer mehr Funktionen zentralisiert und die Firma an Freiheiten verlieren würde. Außerdem wollte er unbedingt verhindern, dass die Marke Brussels Airlines aufgegeben werde.

Die Tochtergesellschaft hat die Erwartungen des Konzerns nicht erfüllt

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte Eurowings seit 2014 zur Zweitmarke der Gruppe aufgebaut. Die Sparte umfasst mehrere Fluggesellschaften, die alle als Eurowings fliegen. Sie konzentrieren sich auf Direktverbindungen, während Lufthansa, Austrian und Swiss Umsteigeflüge über die Drehkreuze anbieten. Auch Brussels Airlines betreibt ein solches Drehkreuz und bietet vor allem Langstrecken zu afrikanischen Zielen an. Gustin argumentierte, wegen des Afrikageschäfts und des Drehkreuzes passe sein Unternehmen nicht zum Billigkonzept von Eurowings. Die Billigsparte selbst hat zuletzt aber ihr Modell deutlich verändert. So bietet sie mittlerweile sogar Langstrecken vom Lufthansa-Drehkreuz in München an und führt eine aufgewertete Business Class ein, die Geschäftsreisende anlocken soll.

Weil Eurowings mit dem Aufbau und der Integration der übrigen Airlines stark beschäftigt war und zuletzt auch noch Teile von Air Berlin übernahm, entschied Spohr mit Spartenvorstand Thorsten Dirks, das Thema Brussels Airlines aufzuschieben.

Doch in Konzernkreisen heißt es, nun sei seine Geduld am Ende. Denn dem Vernehmen nach hat Brussels Airlines als einzige der fliegenden Gesellschaften im Lufthansa-Konzern 2017 ein Ergebnis deutlich unter Budget abgeliefert und gerade noch einen kleinen Gewinn erreicht. Gustin hätte, so sagen Insider, einen weiteren Aufschub in Sachen Integration erreichen können, wenn die Zahlen deutlich besser gewesen wären. Intern habe er die Schuld für die schlechten Ergebnisse auf die Folgen der Terroranschläge von Brüssel vom März 2016 geschoben. Diese Version aber wird ihm im Konzernvorstand nicht mehr abgenommen. Mit Gustin muss dem Vernehmen nach auch Finanzchef Jan de Raeymaeker gehen. Weder Lufthansa noch Brussels Airlines wollten sich auf Anfrage zu den Informationen äußern. Ein Lufthansa-Sprecher verwies auf die Aufsichtsratssitzung, die an diesem Montag stattfinde.

© SZ vom 05.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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