Das zweitgrößte Haus in seiner Geburtsstadt Stratford-upon-Avon, Immobilien in London und Anteile am Globe Theater: Das alles gehörte zum Besitz von William Shakespeare. Der britische Schriftsteller soll über ein enormes Privateigentum verfügt haben. In seinem etwa 400 Jahre alten Testament, das seit Mittwoch in einer Ausstellung des King's College London zu sehen ist, wird deutlich, dass Shakespeare ein erfolgreicher Geschäftsmann war.
In dem Testament hinterlässt Shakespeare neben seinem Anwesen "New Place" in Stratford auch 600 Pfund, für die damalige Zeit eine beachtliche Summe. Zu seinem Reichtum kam der Dramatiker durch Investitionen in Immobilien: Er war mit seiner Theatergruppe "Lord Chamberlain's Men" Anteilseigner am Globe Theater in London. Shakespeare konnte so nicht nur von einzelnen Stücken profitieren, die das Theater von ihm spielte, sondern machte Gewinn mit dem gesamten Programm des Theaters.
"Es war das erste Mal, dass ein Theater zum Teil der eigenen Schauspielgruppe gehörte", sagt Hannah Crummé, Shakespeare-Forscherin, die an der Ausstellung mitgearbeitet hat. Diese Anteile hätten dem Schriftsteller den finanziellen Erfolg gesichert. Zu rein geschäftlichen Zwecken war Shakespeare im Theater aber nicht nur zu sehen: Er war auch Schauspieler der zur Zeit von Königin Elizabeth I. erfolgreichen Theatergruppe.
Shakespeare konnte wohl nicht immer seine Steuern zahlen
Ob Shakespeare bei seinen Geschäften immer im Rahmen des Rechts handelte, ist unklar. Zu Beginn seiner Karriere soll er seine Steuern nicht bezahlt haben können, sagt Crummé. In der Ausstellung wird zudem eine Beschwerde gezeigt, in der es um eines der ersten Londoner Theater geht, das 15 bewaffnete Männer abgerissen hatten. Die Materialien wurden anschließend zum Bau des Globe Theaters verwendet. In dem Originaldokument werden zwei Brüder des Diebstahls bezichtigt, ausgerechnet die beiden, die sich später zur Finanzierung des Theaterbaus mit Shakespeare zusammenschlossen. "Das resultierte aber in keiner Strafanzeige", so Crummé.
Der 1616 gestorbene Shakespeare hatte sein Testament von einem Anwalt schreiben lassen, unterzeichnete aber selbst mit den Worten: "By me William Shakespeare". Sein Vermögen vermachte er größtenteils seiner ältesten Tochter Susanna. Die Frage "Sein oder Nichtsein" dürfte für sie zumindest aus finanzieller Sicht beantwortet gewesen sein.