Briten rechnen Stornierung durch:Zoff um den Eurofighter

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Finanzierungsstreit um den Eurofighter: Die Briten drücken sich angesichts leerer Kassen womöglich vor einer milliardenschweren Überweisung.

Andreas Oldag

Bei der deutschen Bundesregierung wächst die Sorge, dass die Briten ihren Verpflichtungen zum Kauf des Kampfflugzeuges Eurofighter Typhoon nicht nachkommen. Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums verwies darauf, dass Berlin zunächst Beschlüsse der Londoner Regierung abwarten wolle. Doch im britischen Verteidigungsministerium rechnen Experten offenbar bereits durch, was ein weiterer Aufschub oder sogar eine Stornierung der anlaufenden, dritten Bestelltranche dem Steuerzahler kosten könnte.

Bei der Finanzierung des Eurofighters - ein Gemeinschaftsprojekt zwischen Deutschland, Großritannien, Italien und Spanien - gibt es Probleme: Die Briten haben erhebliche Zahlunsschwierigkeiten. (Foto: Foto: dpa)

Damit bahnt sich ein Streit um die weitere Finanzierung des Eurofighter zwischen den beteiligten vier Staaten Deutschland, Großbritannien, Italien und Spanien an. Diese Staaten hatten das milliardenschwere Gemeinschaftsprojekt bereits in den achtziger Jahren vereinbart. Von dem Bau des Kampfflugzeuges hängen nach Angaben des Euro-Fighter-Konsortiums europaweit etwa 100.000 Arbeitsplätze ab. Beteiligt sind unter anderem der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern EADS und das britische Rüstungsunternehmen BAE Systems. Hinzu kommen Zulieferfirmen, die wichtige Komponenten fertigen.

"Wir stehen vor einer entscheidenden Phase", so ein Sprecher der Eurofighter GmbH in Hallbergmoos zur Süddeutschen Zeitung. Er warnte davor, dass eine Verzögerung durch die Briten die Zukunft des Projekts gefährden könne. Eine Produktionsunterbrechung würde sich insbesondere negativ auf Exportverhandlungen mit Indien und der Schweiz auswirken. Dabei geht es um mehr als 150 Kampfjets, über deren Verkauf mit Bern und Neu Delhi verhandelt werde.

Erhebliche Kosten

Die britische Regierung hätte nach einem Bericht der Financial Times bereits 1,45 Milliarden Pfund (etwa 1,6 Milliarden Euro) für 16 Jets im Zuge der dritten Tranche an das Eurofighter-Konsortium überweisen müssen. Eine Stornierung der gesamten Tranche würde allerdings erhebliche Kosten verursachen. Die Rede ist von bis zu zwei Milliarden Pfund.

Die Briten müssten neben einer Vertragsstrafe auch damit rechnen, dass sich Wartungs- und laufende Modernisierungskosten für den Kampfjet drastisch erhöhen. Ironie der Geschichte: Die damalige Londoner Regierung pochte beim Vertragsabschluss auf "wasserdichte" Regelungen, um einen nachträglichen Ausstieg einzelner Partner zu erschweren.

Großbritannien hat sich dazu verpflichtet, in der dritten Tranche 88 Eurofighter abzunehmen. Dabei sollten zunächst 40 an die Royal Air Force geliefert werden. Die Aufteilung in Tranchen und Unter-Tranchen ist bereits ein Kompromiss, um den Partnern die Finanzierung zu erleichtern. Um den Briten weiter entgegen zukommen, darf London zudem 24 der 40 Jets in einem Exportgeschäft mit Saudi Arabien "verrechnen".

Strikter Sparkurs in Großbritannien

Hintergrund des Eurofighter-Streits sind die leeren Haushaltskassen. Angesichts eines milliardenschweren Budgetdefizits hat der britische Finanzminister Alistair Darling den Fachressorts einen strikten Sparkurs verordnet. Experten weisen aber auch darauf hin, dass das britische Verteidigungsministerium künftig einen großen Teil seiner Finanzmittel in die Modernisierung der Marinestreitkräfte stecken will, um sich besser auf globale Einsätze vorzubereiten. So hat die Regierung erst vor kurzem einen Auftrag für den Bau eines neuen Flugzeugträgers gebilligt. Außerdem verschlingt die Modernisierung der nuklearen Abschreckung erhebliche Steuermittel.

Auf britischer Seite ist das Rüstungsunternehmen BAE Systems vorrangig am Bau des Eurofighter beteiligt. Etwa 40.000 Jobs hängen in Großbritannien von dem Projekt ab. Bislang sind von 707 Eurofighter, die unter Vertrag stehen, 174 an die verschiedenen Luftstreitkräfte ausgeliefert worden. Zu den Exportkunden gehören Saudi-Arabien und Österreich.

© SZ vom 12.05.2009/kaf/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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