Brillen:Optikkonzerne im Bieterkampf

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Die Eigner der früheren Quelle-Tochter Apollo suchen für ihr Unternehmen einen neuen Besitzer. (Foto: Johannes Simon)

Ray-Ban-Eigner Essilor-Luxottica stellt die Übernahme des Apollo-Eigentümers infrage und investiert lieber in Mr. Spex.

Das haben sich die Eigentümer von Apollo Optik wohl anders vorgestellt. Die Aktien des Mutterkonzerns Grandvision brachen am Dienstag an der Amsterdamer Börse zeitweise um sieben Prozent ein, das Optik-Unternehmen verlor damit eine halbe Milliarde Euro an Börsenwert. Doch was ist passiert?

Tatsächlich stand Grandvision kurz davor, für 7,2 Milliarden Euro vom italienisch-französischen Konzern Essilor-Luxottica übernommen zu werden. Der ist vor allem bekannt durch die Marke Ray Ban. Die Richter urteilten, der Käufer sei nicht länger an sein Angebot gebunden und begründete dies damit, dass Grandvision mehrere Verpflichtungen aus dem Kaufvertrag verletzt habe. Das Schiedsgericht gab damit einer Klage von Essilor-Luxottica statt. Die Niederländer wiederum, die weltweit mehr als 7000 Optiker-Filialen betreiben, werfen dem Kaufinteressenten vor, er suche nur nach einem billigen Ausweg, um sich aus der Übernahme zurückzuziehen.

Ob diese tatsächlich platzt, ist allerdings noch offen. Essilor-Luxottica erklärte am Montagabend nur, man prüfe Konsequenzen aus dem Schiedsspruch. Der von dem italienischen Milliardär Leonardo Del Vecchio geführte Konzern hatte Grandvision vorgeworfen, in der Corona-Krise ohne Absprache mit ihm die Zahlungen an Lieferanten und die Betreiber der Filialen gestoppt und Staatshilfe beantragt zu haben. Börsianer gehen allerdings davon aus, dass die Milliarden-Transaktion nicht mehr wie geplant stattfindet. Einige Analysten vermuten, dass Del Vecchio das Urteil nutzen wird, um nachzuverhandeln und einen günstigeren Preis zu erzielen.

Unterdessen wurde bekannt, dass sich Essilor-Luxottica am Apollo-Optik-Rivalen Mister Spex beteiligen will. Der Berliner Online-Optiker teilte am Dienstag mit, der Brillenkonzern werde bei seinem Börsengang Aktien für 50 Millionen Euro zeichnen. Insgesamt hat der Börsengang des Online-Optikers Mister Spex ein Volumen von bis zu 405 Millionen Euro. Das Berliner Unternehmen will bis zu 15 Millionen Aktien zu einem Preis zwischen 23 und 27 Euro verkaufen. "Das bisherige positive Feedback der Investoren bestärkt uns darin, dass der geplante Börsengang der richtige Weg ist, um unsere Strategie umzusetzen und unseren erfolgreichen Kurs mit zweistelligem Umsatzwachstum weiter zu beschleunigen", erklärte Firmengründer und Vorstand Dirk Graber.

Die Aktien können von Mittwoch an bis 30. Juni gezeichnet werden, das Debüt an der Frankfurter Börse ist für den 2. Juli geplant. Drei Ankerinvestoren haben sich bereits verpflichtet, Mister-Spex-Aktien für zusammen 110 Millionen Euro zu zeichnen: Neben Essilor-Luxottica sind das die Fondsgesellschaften Janus Henderson und M&G. In Deutschland macht Mister Spex den Optik-Ketten Fielmann und Apollo zunehmend Konkurrenz.

© SZ vom 23.06.2021 / SZ, Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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