Brexit und die Folgen:Mehr Finanzjobs nach Frankfurt

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In Hessen kursierten in dieser Woche abermals Zahlen, wie viele Arbeitsplätze mittelfristig von der Themse an den Main verlegt werden könnten. Von bis zu 8 000 Stellen insgesamt ist die Rede.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Das letzte Wort in Sachen Brexit scheint zwar noch nicht gesprochen. Zumindest muss nach dem Referendum im Juni nun auch noch das Parlament zustimmen, wie die Richter am Londoner High Court am Donnerstag entschieden. In Frankfurt aber kursierten diese Woche abermals Zahlen, wie viele Jobs mittelfristig von der Themse an den Main verlegt werden könnten. London bleibe zwar der bedeutendste Finanzplatz Europas, schrieb die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) in einer Studie. Angesichts "seiner herausragenden Position" habe Frankfurt aber gute Chancen auf mindestens die Hälfte der dort zur Disposition stehenden Finanzjobs. "Unter sehr vorsichtigen Annahmen" wären dies über einen Zeitraum von mehreren Jahren insgesamt mindestens 8000 Mitarbeiter, schätzt die Helaba, die ihren Hauptsitz in Frankfurt hat.

Das immerhin würde den derzeit laufenden Arbeitsplatzabbau bei Banken in Frankfurt ausgleichen. Allen voran Deutsche Bank und Commerzbank streichen sie gerade Tausende Arbeitsplätze - eine Entwicklung, die angesichts der lang anhaltenden Nullzinsphase und der damit einhergehenden Ertragsschwäche längst noch nicht zu Ende scheint. Dank der erwarteten Jobverlagerung durch den Brexit würde die Zahl der Mitarbeiter bei Banken bis Ende 2018 jedoch nicht unter das aktuelle Niveau von gut 62 000 Stellen fallen, schreibt die Helaba. In Gang kommen dürften die Jobverlagerungen 2017, um sich 2018 richtig bemerkbar zu machen und mit der Bekanntgabe von Verhandlungsergebnissen Fahrt aufzunehmen. Bis Ende 2018 könnten sich weit mehr als 2000 Mitarbeiter neu in Frankfurt ansiedeln.

Hessens schwarz-grüne Landesregierung hatte sich zuletzt nach Kräften darum bemüht, die Vorzüge der Region anzupreisen. Finanzminister Thomas Schäfer hatte sogar mit der Lockerung des Kündigungsschutzes für Besserverdienende geworben, um Londons Banken die Angst zu nehmen, gut bezahlte Jobs nach Frankfurt zu verlegen.

© SZ vom 04.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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