Brauereien:Groß, nur nicht in Deutschland

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Prost! Der deutsche Biermarkt ist hart umkämpft. (Foto: Jan Woitas/dpa)

AB Inbev ist der weltweit führende Bierkonzern. Nur im Bierland Deutschland gibt es große Probleme, jetzt ist auch noch der Verkauf der beiden Brauereien Diebels und Hasseröder gescheitert.

Von Caspar Busse, München

Rund 500 Biermarken, 180 000 Mitarbeiter in 50 Ländern, fast 55 Milliarden Dollar Umsatz - AB Inbev ist der mit Abstand größte Bierkonzern der Welt. Der Marktanteil weltweit liegt bei etwa 25 Prozent. Beck's, Budweiser, Corona, Leffe, Stella Artois - viele weltbekannte Marken gehören dazu. Größe und Macht, das ist auch das, wonach Konzernchef Carlos Brito strebt. Das Unternehmen, das juristisch in Belgien sitzt, aber von New York aus gelenkt wird, ist aus immer neuen Fusionen entstanden, 2008 hat die belgisch-brasilianische Inbev-Gruppe den US-Konkurrenten Anheuser-Busch übernommen. 2016 wurde dann für rund hundert Milliarden Dollar SAB-Miller gekauft.

AB Inbev bezeichnete sich mal als "erstes wahre globale Bierunternehmen", ist überall erfolgreich. Überall? Ausgerechnet im Bierland Deutschland gibt es erhebliche Probleme. Der Konzern ist nicht nur hinter Radeberger, das zum Oetker-Konzern gehört, nur die Nummer zwei, der Marktanteil liegt weit unter internationalem Niveau. Die Profitabilität lässt offenbar zu wünschen übrig. Nun musste auch der fest eingeplante Verkauf der beiden angeschlagenen Traditionsmarken Diebels und Hasseröder abgesagt werden. Alle Gespräche mit Interessenten seien beendet worden, teilte AB Inbev mit. In Deutschland gehören noch Beck's, Franziskaner, Spaten und Löwenbräu zum Konzern, außerdem werden die internationalen Konzernmarken in Deutschland vertrieben.

Diebels und Hasseröder haben seit langem zu kämpfen, 2017 wurde dann der Verkauf angekündigt. Als Erwerber wurde erst das Finanzunternehmen CKCF aus Kronberg in Hessen präsentiert, das Geschäft platzte aber im Sommer 2018. Dann wurden neue Interessenten gesucht, ohne Erfolg. Die beiden Marken würden "in Zukunft eine neu definierte Rolle in unserem Portfolio spielen", teilte jetzt Florian Weins mit, Deutschland-Chef von AB Inbev. Hasseröder sitzt in Wernigerode in Sachsen-Anhalt und hat seit Jahren einen deutlich sinkenden Absatz zu verzeichnen. Die Marke, die nach der Wende privatisiert wurde und nach eigenen Angaben der größte ostdeutsche Bieranbieter war, gilt als eines der sogenannten "Fernseh-Biere", sie wird also mit großem Aufwand vor allem im Fernsehen beworben. Ähnlich ist die Lage beim Altbierproduzenten Diebels aus Issum am Niederrhein, 1878 gegründet. Der Marktführer im Altbiersegment gehört seit 2005 zu AB Inbev.

AB Inbev beschäftigt in Deutschland derzeit rund 2300 Mitarbeiter. Das Problem: Beherrscht wird der - zuletzt rückläufige - deutsche Biermarkt von vielen kleinen lokalen und regionalen Brauereien. Außerdem ist der Preisdruck angesichts der starken Konkurrenz hoch, die Margen sind hierzulande deutlich geringer als in vielen anderen Ländern. Auf hohe Gewinne ist AB Inbev aber angewiesen, ist der Konzern doch mit 100 Milliarden Dollar hoch verschuldet.

Mehrfach schon hat AB Inbev den Deutschland-Chef ausgewechselt. Jetzt führt Weins in der Deutschland-Zentrale in Bremen die Geschäfte. Er ist seit 2008 im Konzern, betreute zuvor die Geschäfte der Brauereigruppe auf den Kanarischen Inseln und soll nun die Wende schaffen - möglichst bald.

© SZ vom 22.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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