Braucht man das?:Superzoom im Smartphone

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Ein 100-fach-Zoom in einem Smartphone? Ja, das geht, gut ist das Ergebnis aber nicht. (Foto: Seong Joon Cho/Bloomberg)

Samsung wirbt mit einem 100fach-Zoom in seinem jüngsten Smartphone. Was bringt das?

Von Helmut Martin-Jung

Die beste Kamera ist die, die man immer dabeihat. Dass Smartphones die früher üblichen Kompaktkameras nahezu bedeutungslos haben werden lassen, liegt aber nicht nur daran. Dazu trägt auch bei, dass die Kameraeinheiten in Smartphones über die Jahre wirklich große Fortschritte gemacht haben. Mit den besseren unter ihnen lassen sich sogar im Halbdunkel eines Restaurants noch gute Fotos schießen. Porträts sehen fast schon so gut aus wie mit einer Spiegelreflexkamera, weil Algorithmen den Hintergrund verschwimmen lassen. Von Verschönerungsoptionen, die einen verschlanken oder Falten glätten, wollen wir nicht reden.

Das Einzige, was bis vor ein, zwei Jahren noch fehlte, waren Teleobjektive. Also Linsen, die Entferntes näher heranholen. Natürlich leuchtet es ein, dass die Physik gewisse Grenzen vorgibt. Schließlich haben etwa die Fotografen in den Sportstadien nicht umsonst mächtige Rohre auf ihren Kameras. Doch die Entwickler der Smartphone-Linsen haben sich etwas einfallen lassen. Sie platzieren das Tele liegend ins Gehäuse und lenken das Licht mit einem Spiegel darauf - ähnlich wie das Periskop bei einem U-Boot. Die Kamera im neuen Galaxy S20 Ultra von Samsung schafft so eine dreifache optische Vergrößerung.

Mit der Optik allein ist es allerdings schon lange nicht mehr getan. Mindestens ebenso wichtig ist die Elektronik, vor allem die Sensoren, sowie die Software, mit der die Informationen verarbeitet werden. Der Hauptsensor des S20 Ultra erfasst satte 108 Megapixel, rechnet diese allerdings zu Zwölf-Megapixel-Bildern zusammen, was vor allem Aufnahmen verbessern soll, die im Dunkeln gemacht werden.

So weit, so gut. Nun bewirbt allerdings Samsung sein neues Smartphone mit einem Hundertfach-Zoom. Das bedeutet natürlich: Alles, was nicht optisch geht, muss aus dem Sensor gequetscht werden. Wirklich ansehnlich sind die Bilder nicht, die dabei herauskommen - siehe Physik, Grenzen und so. Trotzdem ist es erstaunlich, dass man überhaupt noch etwas erkennt. Allerdings ergibt sich dabei auch noch ein anderes Problem: Aus der Hand lässt sich damit kaum noch vernünftig fotografieren. Ein Stativ aber liefe dem Immer-dabei-Vorteil zuwider.

© SZ vom 11.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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