Braucht man das?:Kopfhörer mit Hirnstrom-Messung

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Ruhigere Nächte versprechen die Kopfhörer Kokoon Relax. Sie filtern Außengeräusche und messen die Hirnströme. (Foto: OH)

Er kommt mit Verspätung, der Kopfhörer Kokoon Relax. Er ist teuer. Aber auch sein Geld wert.

Von Thorsten Riedl

Gut Ding ..., na Sie wissen schon. Vor vier Jahren stellten die Macher des Kopfhörers Kokoon Relax ihre Idee der Kickstarter-Gemeinschaft vor. 100 000 Dollar wollte das britische Unternehmen über die Crowdfunding-Plattform einwerben - fast zwei Millionen sind es geworden. Auch bei ihrem Produktionsziel haben sich die Erfinder leicht verkalkuliert: Früh im Jahr 2016 sollten erste Kopfhörer verschickt werden. 54 E-Mail-Updates später wird klar: Das klappt nicht. Anfang 2019 erst liegen die Kopfhörer in der Post, vier Jahre nach Bestellung. Die gute Nachricht, immerhin, das Warten hat sich gelohnt. Die Kokoon Relax sind außergewöhnliche Kopfhörer.

Das Gerät richtet sich an Erholungsbedürftige, will den Schlaf besser machen. Das Werbeversprechen der Kokoon lautet, das "ultimative Schlafrefugium" zu sein. Um dieses Ziel zu erreichen, messen EEG-Sensoren in jeder Ohrmuschel die Hirnströme. So soll der Kopfhörer merken, wann der Träger in den Schlaf fällt und dann die Musik leiser drehen. Oder mit welcher Musik oder welchem Hörbuch der Schlaf am schnellsten und erholsamsten gelingt. Wohlgemerkt, soll: Im Test klappt das nie. Die App, wie sollte es anders sein bei diesem Projekt, ist noch nicht ausgereift. Dabei gefallen die vorhandenen Sprachanleitungen mit sonorer Stimme und die entspannenden Songs und Geräusche in der App schon jetzt.

Dass die Kokoon Relax keinen Verriss bekommen, liegt in erster Linie an der gelungenen Hardware. Zwar ist auch die Verarbeitungsqualität nicht makellos. Geladen etwa werden die Bluetooth-Kopfhörer über einen inzwischen veralteten Micro-USB-Anschluss. Zu begeistern weiß der Kokoon aber beim Tragekomfort. Da drückt nichts, da werden die Ohren auch nach stundenlangem Hören nicht warm. Beim Schlafen fällt kaum auf, dass man einen Kopfhörer trägt. Mit einem weichen Kissen gelingt das sogar auf der Seite.

Nach kurzer Eingewöhnung entspannt sich der Träger bereits beim Aufsetzen, Pawlow lässt grüßen. Die Kopfhörer filtern Geräusche, so dass man sich buchstäblich in einem Kokon wähnt. Beim Start waren die Kokoon Relax einzigartig, jetzt sind sie es nicht mehr. Die 320 Euro , ein durchaus stolzer Preis, sind dennoch gut investiert für ruhigere Nächte.

© SZ vom 13.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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