Braucht man das?:Eine Armbanduhr, die den Blutdruck misst

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Gute Idee, aber verbesserungswürdig umgesetzt: Die Blutdruck-Uhr des japanischen Anbieters Omron. (Foto: oh)

Eigentlich keine schlechte Idee, das Messgerät in eine Armbanduhr zu integrieren. Eigentlich.

Von Helmut Martin-Jung

Bluthochdruck ist gefährlich. Man bemerkt ihn kaum, erst eine Messung bringt ihn zutage. Auch wer Medikamente dagegen einnimmt, sollte ab und an nachgucken. Dazu muss man nicht unbedingt zum Arzt, es gibt auch Geräte für zu Hause, und nun sogar eines fürs Handgelenk, das aussieht wie eine Armbanduhr.

Das gilt zumindest so lange, bis man sich den Heart Guide des japanischen Herstellers Omron mal genauer ansieht. Das Uhrengehäuse ist recht voluminös, und unter dem Silikonarmband ist ein zweites, dessen Funktion sich erschließt, wenn der Messvorgang startet. Das zweite Armband wird dann aufgeblasen, ähnlich wie bei einem herkömmlichen Messgerät fürs Handgelenk oder den Mess-Manschetten für den Oberarm.

Der Heart Guide soll auch mit dem Smartphone kommunizieren können, dazu stellt Omron eine App für iOS und Android zur Verfügung. Doch dabei zeigt sich, dass Omron von der Medizintechnik kommt und nicht aus dem Consumer-Bereich. Die Nutzer müssen erst durch seitenlange Datenschutz- und andere rechtliche Klauseln scrollen, Angaben zu Gewicht, Alter und Lebensgewohnheiten machen. Und ist endlich alles ausgefüllt, scheitert die Bluetooth-Verbindung. Erst nach mehreren Versuchen klappt es.

In der beiliegenden Anleitung heißt es, man solle den Anweisungen in der App folgen, in der App wird auf detaillierte Hinweise in der Anleitung verwiesen. Immerhin kann der Heart Guide auch Messungen ohne Smartphone-Anbindung vornehmen. Die Ergebnisse muss man sich dann aber notieren, denn zurückblättern kann man auf dem Gerät nicht.

Ist der Gerätespeicher voll, werden ältere Einträge gelöscht - so richtig vom Nutzer her gedacht ist das alles nicht. Und wenn man dann noch unterstellt, dass wohl überwiegend ältere Menschen ein solches Gerät nutzen werden, wiegt das Versagen des Herstellers bei der Nutzerfreundlichkeit doppelt schwer. Dazu kommt, dass auch die drei Bedienknöpfe der Uhr keinen klar definierten Druckpunkt haben. Immerhin, die Qualität der Messungen ist offenbar vergleichbar mit denen von anderen Geräten, so dass der Heart Guide von der US-Arzneimittelbehörde FDA zertifiziert worden ist.

Eine eigentlich gute Idee ist also am Ende nicht gut umgesetzt worden. Der Hersteller sollte nachbessern, zumal das Gerät mit einem Preis von 549 Euro kein Schnäppchen ist.

© SZ vom 04.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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