Box:Taxi in die Wolke

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Datenzentrum von IBM in Dallas. Über IBM kommen derzeit die meisten Kunden zu Box. Die IT-Firma bedient inzwischen knapp 80 000 Unternehmen. (Foto: Ben Torres/Bloomberg)

Der IT-Dienstleister hilft Unternehmen dabei, ihre Daten sicher in die Cloud zu bringen.

Von Helmut Martin-Jung, München

Mit der Digitalisierung kommt so einiges zu auf Unternehmen. Ein Problem erweist sich dabei oft als besonders schwer zu knacken: Die Firmen sollen einerseits offener und transparenter werden, was natürlich bedeutet, dass Daten fließen, gespeichert und verarbeitet werden müssen. Zugleich sollen diese Daten aber gegen Manipulation geschützt sein, und selbstverständlich auch dagegen, dass sie unkontrolliert abfließen. Diese Sorge möchte Per Stritich den IT-Chefs abnehmen.

Der Däne ist für das Geschäft des amerikanischen IT-Dienstleisters Box in den deutschsprachigen Ländern verantwortlich. Stritich hat früher für Success Factors gearbeitet, einer Firma für Software zur Personalverwaltung, die 2011 von SAP übernommen wurde. Danach war er bei SAP fürs Cloudgeschäft in Südeuropa zuständig.

Cloud, darum geht es auch bei Box. Das Unternehmen, nicht zu verwechseln mit Dropbox, lässt sich verstehen als Vermittlungsplattform für Unternehmen, die Cloud-Lösungen für bestimmte Anwendungsfälle suchen. Das reicht von der Ablagemöglichkeit für (große) Dateien bis hin zur Analyse von Daten mit Hilfe künstlicher Intelligenz.

Das Spannende daran ist das Konzept: Box betreibt selbst keine Datenzentren, sondern sorgt lediglich dafür, dass die Daten von Unternehmen A in der Cloud des Anbieters B sicher gespeichert und/oder verarbeitet werden. Damit die Daten sicher von A nach B kommen, werden sie verschlüsselt. "Den Schlüssel hat der Kunde", sagt Stritich, Box komme an die Daten nicht heran. Wo die Daten gespeichert werden, ebenfalls verschlüsselt, kann sich der Kunde aussuchen. Die Marktführer Amazon und Microsoft bietet Box zum Beispiel ebenso an wie seinen engen Kooperationspartner IBM. Box hat seinen Hauptsitz für die deutschsprachigen Länder in München - in den Highlight Towers, in denen auch IBMs Forschungszentrum für das Internet der Dinge sitzt.

Über IBM kommen derzeit auch die meisten Kunden, etwa drei Viertel, zu Box. Knapp 80 000 Unternehmen bedient die Firma schon, darunter sind drei Viertel aller Fortune-500-Unternehmen, unter anderem General Electric und Spotify. Unternehmen lösen durch die Zusammenarbeit mit Box oft ihre Altsysteme ab. Auf diesen Markt, der ein Volumen von etwa 40 Milliarden Dollar hat, zielt Box. Noch wird er beherrscht von den On-Premise-Anbietern, Firmen also, die an Unternehmen Rechenzentren und Wartungsverträge dafür verkaufen.

Doch mehr und mehr Firmen legen ihre Scheu davor ab, Daten bei spezialisierten Rechenzentrumsbetreibern zu speichern und zu verarbeiten, weil es insgesamt gesehen billiger ist und in den meisten Fällen auch sicherer. Denn nur sehr große Firmen können es sich wirklich leisten, ihre Rechenzentren so professionell abzusichern wie die Spezialisten.

Die vernetzte Arbeitsweise in global orientierten Firmen bringt es aber auch mit sich, dass Daten hin und her fließen. "Wenn es da keine guten Lösungen gibt, entsteht eine Schatten-IT", sagt Stritich. Will heißen: Die Mitarbeiter suchen selbst nach Lösungen, zum Beispiel um Dateien hochzuladen, die zu groß sind, um sie per Mail zu verschicken. Doch das kann massive Sicherheitsprobleme mit sich bringen. Außerdem sollen die Daten in vielen Fällen auch auf mobilen Geräten einfach abrufbar sein und übersichtlich dargestellt werden. Oft aber ist die IT-Welt der Firmen fragmentiert, "das ist ein Thema in vielen Unternehmen", sagt Stritich. Das heißt es gibt viele Einzellösungen, die aber nicht immer problemlos zusammenarbeiten.

Box will es einerseits ermöglichen, Altsysteme zu ersetzen, bietet aber auch Schnittstellen zu vielen bekannten Systemen - "schließlich können Unternehmen nicht alle benutzten Systeme und Programme auf einmal hinauswerfen", sagt Stritich. Er hofft, dass das Angebot seiner Firma sich zu einem Industriestandard entwickelt. Der deutsche Markt ist für Box deshalb besonders wichtig, weil hier besonderer Wert auf den Datenschutz gelegt wird. Daher hat man auch die Jahre dauernde sogenannte C5-Zertifizierung durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik absolviert. Zudem hat Box bindende Firmenrichtlinien aufgestellt.

Es geht aber nicht um Sicherheit alleine. "Content fließt überall herum", sagt Stritich, "wenn man es richtig macht, kann man die Produktivität riesig steigern."

© SZ vom 02.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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