Bonuszahlungen für Manager:Insolvenzverwalter klagt gegen BenQ

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Taiwaner sollen Millionen-Boni für Manager des Handyherstellers zurückzahlen.

Markus Balser

Die Besucher kamen unangemeldet und machten auch vor dem Sicherheitspersonal an der Eingangshalle nicht halt.

Taiwanische Ermittler durchsuchten vor einigen Wochen die 14-stöckige BenQ-Zentrale am Rande Taipehs. Der Verdacht: Dubiose Finanzgeschäfte rund um die Pleite der Tochter BenQ-Mobile.

Die Aufarbeitung einer der größten deutschen Insolvenzen erreichte damit schlagartig auch die klamme Mutter in Taiwan. Nun bringt eine Millionenklage aus Deutschland den Konzern weiter in Bedrängnis.

Insolvenzverwalter Martin Prager fordert Millionenbelohnungen für Manager zurück. Offenbar aus Sorge, der Konzern könnte sein Vermögen abschotten, will er zudem den die geplante Aufspaltung der Taiwaner verhindern - den für September geplanten Neuanfang des Konzerns.

Druck erhöht

Ein knappes Jahr nach der plötzlichen Pleite des Handyherstellers im September 2006 erhöht der Insolvenzverwalter damit den Druck auf die Taiwaner.

"Wir haben erneut Klage gegen BenQ eingereicht'', sagte Prager am Freitag der Süddeutschen Zeitung.

Mit der Anfechtungsklage über 26 Millionen Euro gehe er gegen Bonuszahlungen vor, die der Mutterkonzern leitenden Angestellten zugesagt hatte, so Prager. Zahlen müssen habe die jedoch schließlich die deutsche Tochter.

Mitte Juli hatte Prager bereits zwei Klagen gegen BenQ in Höhe von gut 80 Millionen Euro eingereicht. Im Zusammenhang mit der aktuellen Klage sei auch ein so genannter Arrest erwirkt worden. Damit ist dieses Geld gesperrt, bis rechtliche Klarheit herrscht.

Womöglich auch ehemalige Mitarbeiter betroffen

Auch für die ehemaligen Mitarbeiter könnte der Rechtsstreit teuer werden. Denn falls die Taiwaner nicht zahlen, sollten die früheren Beschäftigten ihrerseits zur Rückzahlung der von BenQ Mobile an sie ausgezahlten Boni verpflichtet werden, erklärte Prager.

Wer im einzelnen davon betroffen ist, wurde zunächst nicht bekannt. Es soll sich jedoch nicht nur um Spitzenmanager handeln. Auch Zahlungen an Vertreter des mittleren Managements würden zurückverlangt, hieß es.

Der Streit zwischen Taipeh und München spitzt sich damit weiter zu. Prager hatte zuletzt harte Kritik an BenQ geübt und auf einer Gläubigerversammlung im März kritisiert, BenQ habe die deutsche Tochter vor der Pleite um Millionen erleichtert.

"Vermögensverschiebungen"

"Wir haben deutliche Vermögensverschiebungen festgestellt.'' Das Misstrauen ist so groß, dass der Insolvenzverwalter nun auch Widerspruch gegen die geplante Aufspaltung der Taiwaner eingelegt hat.

Offenbar befürchtet Prager, dass sich der Konzern mit der Aufspaltung in einen Marken- und einen Auftragshersteller vor dem finanziellen Zugriff aus Deutschland schützen könnte. "Wir haben der Corporation in Taipeh Gespräche angeboten, aber keine Reaktion bekommen'', sagte Prager.

BenQ hatte das Vorgehen Pragers zuletzt ebenfalls scharf kritisiert und dem Insolvenzverwalter mit Schadensersatzforderungen wegen Rufschädigung gedroht.

Eine der größten Pleiten

Mit einem Schuldenberg von 1,2 Milliarden Euro und fast 5000 Gläubigern gilt die Insolvenz von BenQ Mobile als eine der größten Pleiten in Deutschland überhaupt.

Der taiwanesische Konzern hatte Mitte 2005 das hochdefizitäre Handy-Geschäft von Siemens mit einer Millionenmitgift übernommen. Nachdem jedoch auch der Neueigentümer die Verluste der Handy-Sparte nicht eindämmen konnte, schickte er die deutsche Tochter nach einem Jahr in die Insolvenz. Mehr als 3000 Beschäftigte verloren in Deutschland deshalb ihren Job.

© SZ vom 11.08.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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