Boni-Affäre bei der Postbank:"Ein-Euro-Job" für Klein

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Trotz Finanzkrise kassierten die Postbank-Manager Millionen-Boni und zogen damit den Ärger der Öffentlichkeit auf sich. Jetzt zieht Postbank-Chef Klein die Konsequenzen - und will 2009 für nur einen Euro arbeiten.

Postbank-Vorstandschef Wolfgang Klein zieht Medienberichten zufolge Konsequenzen aus der Kritik an Bonuszahlungen für die Vorstände der Bank und verzichtet in diesem Jahr auf sein Gehalt.

Wolfgang Klein, Vorstandsvorsitzender der Postbank: "Kein Täter, sondern ein Opfer." (Foto: Foto: ap)

Wie die Bild-Zeitung und das Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichten, will der Firmenchef dem Aufsichtsrat der Postbank anbieten, bis zum Jahresende für den symbolischen Lohn von einem Euro arbeiten.

Klein sagte der Bild-Zeitung: "Ich möchte damit deutlich machen, dass es mir in dieser Situation nur um das Wohl der Bank geht und nicht um meine eigenen Interessen."

Steigerung um 54 Prozent

Die Vorstände der Postbank hatten 2008 trotz der Finanzkrise deutlich besser verdient als ein Jahr zuvor. Laut dem Jahresbericht der Bank sprang die Gesamtvergütung der Vorstände aufgrund einer Bonuszahlung im Zusammenhang mit der Übernahme des Finanzinstituts durch die Deutsche Bank im vergangenen Jahr um 54 Prozent nach oben.

Klein verdiente demnach 3,3 Millionen Euro, 2,4 Millionen Euro davon stammten aus der Sonderprämie - obwohl er bei einer Bilanzpressekonferenz noch vollmundig verkündet hatte, die Postbank-Vorstände würden 2008 komplett auf die Boni verzichten. Er war deswegen zuletzt massiv kritisiert worden.

Von einer Täuschung der Öffentlichkeit wollte man bei der Postbank damals gleichwohl nichts wissen: Hätte sich ein Journalist nach den Boni erkundigt, "dann hätten wir bei der Bilanzpressekonferenz auf die Sondervergütung verwiesen", sagte ein Sprecher, eine entsprechende Antwort sei vorbereitet gewesen.

Selbst angesprochen habe die Postbank den Punkt allerdings nicht, weil die Sache für sie erledigt gewesen sei. Die Sondervergütung sei schließlich im Mai des vergangenen Jahres beschlossen und nach der Einigung mit der Deutschen Bank entsprechend im September ausgezahlt worden, so der Sprecher.

Wenige Tage vor den Überweisungen der Millionensummen war allerdings die amerikanische Investmentbank Lehman Brothers pleite gegangen. Darauf folgte eine rasante Talfahrt der Finanzwirtschaft, die Stimmung kippte.

"Moderates Gehaltsgefüge"

Im Spiegel verteidigte Klein nun den Sonderbonus. Die Übernahme der Postbank sei einer der "ungewöhnlichsten Unternehmensverkaufsprozesse der jüngeren Geschichte" gewesen. Man habe "nächtelang und übers Wochenende gearbeitet". Insgesamt sei das Gehaltsgefüge der Postbank "sehr moderat", sagte der Firmenchef dem Magazin. Es gebe keine Aktienoptionen. Die Bank sei außerdem "kein Täter, sondern ein Opfer der Finanzkrise".

Die Diskussion über die Sondervergütungen habe ihn "persönlich sehr getroffen", sagte Klein jetzt der Bild-Zeitung. "Tausende von Mitarbeitern der Postbank machen jeden Tag einen Super-Job. Sie haben es nicht verdient, dass diese Bank durch die Diskussion der letzten Tage in ein schiefes Licht gerät."

Weniger zurückhaltend zeigt sich der wegen Steuerhinterziehung verurteilte frühere Post-Chef Klaus Zumwinkel. Er hat sich seine Pensionsansprüche in Höhe vno 20 Millionen Euro auszahlen lassen. Zumwinkel erhielt außerdem laut Geschäftsbericht der Deutschen Post für die zwei Monate seiner Tätigkeit im Jahr 2008 - er schied wegen seiner Liechtensteiner Steueraffäre im Februar 2008 aus - als Vorstandschef Gesamtbezüge von insgesamt 714.045 Euro. Darunter war eine Bonuszahlung von 480.184 Euro. Außerdem erhielt er Aktienoptionen mit einem sogenannten Zeitwert von mehr als einer Million Euro.

© sueddeutsche.de/AFP/bön - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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