Börsenweisheiten - Teil 4:Sie kommen immer wieder zusammen

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(Foto: N/A)

Was die Börse mit dem Hund gemein hat - und was nicht

Von Harald Freiberger

Der Spekulant André Kostolany bereicherte die Börse um zahlreiche Sprüche. Einer davon betrifft das Verhältnis von Wirtschaft und Börse, von Realität und Spekulation. Kostolany erfand dazu das Bild von Herrchen und Hund. Dabei fällt dem Herrchen die Rolle der Wirtschaft zu und dem Hund die Rolle der Börse. Bei einem Spaziergang läuft der Hund mal neben dem Herrchen, mal vorneweg, mal hinterher. Aber am Ende kehrt der Hund immer zum Herrchen zurück.

Thomas Mayer, der für das Flossbach von Storch Research Institute forscht, findet Kostolanys Vergleich treffend. "Ich habe selbst einen Hund, und genauso ist es." Mayer hat einen Aufsatz dazu geschrieben, wo Wirtschaft und Börse derzeit stehen. Darin findet sich eine Grafik, die zwei Kurven zeigt; eine ist der Weltkonjunkturindikator des ifo-Insituts, die andere der Aktienindex MSCI Welt, der 1600 Aktien aus Industriestaaten widerspiegelt. Die Kurven laufen seit 2007 zeitweise parallel, aber auch immer wieder auseinander.

Dem Bild wohnt eine tiefe Wahrheit inne. Es ist auch ein Argument gegen Kritiker der Börse, die meinen, darin gehe es nur irrational zu. "Sicherlich sind die Aktienmärkte keine verlässlichen Konjunkturindikatoren, weil sie dafür zu nervös sind", so Mayer. Die Börse versuche künftige Entwicklungen vorwegzunehmen, das sei das Element der Spekulation, mal übertreibe sie nach oben, mal nach unten. Doch es muss immer einen Ausgleich geben zwischen Wirtschaft und Börse, weil vom Lauf die Konjunktur die Gewinne der Unternehmen abhängen und von den Gewinnen der Unternehmen die Aktienkurse. Am Ende können die Unternehmen nur so stark oder schwach sein wie die Wirtschaft.

Noch vor kurzem klaffte eine Lücke, die Aussichten waren schlechter als der Aktienindex. Doch dann kam eine Serie negativer Börsentage. Der Hund scheint wieder einmal auf dem Weg zurück zum Herrchen. Mayer sieht sich an Spaziergänge mit seinem Hund erinnert: "Manchmal wartet er ab, weil er glaubt, dass ich bald umkehre, wenn ich aber doch weitergehe, muss er hinterherlaufen." Für Mayer verheißt das nichts Gutes. Er sieht derzeit deutliche Rezessionsgefahren, der Wirtschaftszyklus nähere sich dem unteren Punkt. "Für den Aktionär heißt dies, sich und sein Portfolio für die mit einer Wirtschaftsrezession verbundene Baisse am Markt zu wappnen."

© SZ vom 05.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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