Börsenstars 2020:Starke Gewinne mit schlauen Chips

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Mit Chips auf Erfolgskurs: Die Infineon-Aktie gehörte im vergangenen Jahr zu den besten Werten im Deutschen Aktienindex. (Foto: oh; Collage: S. Dimitrov)

Der Halbleiterkonzern Infineon profitiert nicht nur von der Digitalisierung.

Von caspar busse, München

"Elektronik ist heute kaum noch aus Produkten wegzudenken", sagte im vergangenen Sommer Reinhard Ploss, 65, der Vorstandsvorsitzende von Infineon, des größten europäischen Halbleiterherstellers. Immer mehr Know-how sei dabei in Chips enthalten, so Ploss. Gleichzeitig wachse in der Pandemie das Datenvolumen, die Digitalisierung komme sehr in Schwung, künstliche Intelligenz werde immer mehr genutzt. Das alles komme Infineon zugute. Als Corona-Profiteur mag sich der Konzernchef aber nicht bezeichnen. "Das geht aus meiner Sicht gar nicht", sagte Ploss.

Und doch ist das Unternehmen aus Neubiberberg am südlichen Stadtrand Münchens einer der Gewinner des vergangenen Jahres. Keine Aktie im 30 Titel umfassenden Deutschen Aktienindex (Dax) hat 2020 stärker zugelegt, wenn man vom Dax-Neuling, dem Essenslieferanten Delivery Hero, absieht.

Der Infineon-Anteilsschein gewann binnen eines Jahres um mehr als 50 Prozent an Wert (dazwischen lag wie bei vielen anderen Aktien auch ein Schwächeanfall bis Mitte März). Viele Analysten sind zudem weiter positiv gestimmt. An der Börse ist Infineon mittlerweile 44 Milliarden Euro wert.

Der Konzern ist erst 21 Jahre alt und hat doch eine sehr bewegte Vergangenheit hinter sich. Im März 2000 ging die ehemalige Halbleitersparte von Siemens an die Börse, die Aktie ging steil nach oben. Doch dann kamen große Probleme, interne Querelen, Chefwechsel. Das Geschäft mit Speicherchips wurde ausgegliedert und ging später in die Insolvenz. Infineon als ganzes war sogar in Gefahr, doch dann konzentrierte man sich auf Spezialchips. Langsam ging es aufwärts.

Nun gehört Infineon mit rund zehn Milliarden Euro Jahresumsatz und hohen Renditen zu den zehn größten Halbleiterkonzernen, fast alle kommen aus Asien oder den USA. Beliefert werden viele Autohersteller, Tesla etwa - der Chipanteil in Autos steigt rasant -, aber auch Windenergiehersteller oder Handy-Anbieter.

Auch beim Boom mit dem kontaktlosen Zahlen mischt Infineon mit. Außerdem hatte Ploss den amerikanischen Hersteller von Spezial-Chips, Cypress, für neun Milliarden Euro gekauft, 2020 erstmals in der Bilanz konsolidiert und damit seine Position in den USA deutlich gestärkt. Weitere Übernahmen sind nicht ausgeschlossen. Die meisten Forschungsaktivitäten von Infineon befinden sich in Deutschland und Europa. In Österreich wird gerade eine neue Produktionsanlage gebaut.

© SZ vom 09.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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