Börsengang:Sonderangebot

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Hapag-Lloyd ist seit dem Zusammenschluss mit der chilenischen CSAV vor einem Jahr die viertgrößte Container-Reederei der Welt. (Foto: Maurizio Gambarini/dpa)

Endlich hat es Hapag-Lloyd geschafft. Aber zu welchem Preis! Die Aktien sind für Anleger günstig. Hamburg kommt der Börsengang teuer.

Von Angelika Slavik, Hamburg

- Wenn sich Unternehmen neu an die Börse wagen, dürfen die Konzernchefs traditionell am Tag der Erstnotiz die Börsenglocke läuten. An diesem Freitag war das auch so: Der Vorstandsvorsitzende der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd, Rolf Habben Jansen, durfte bimmeln. Endlich. Es war ein langer Weg bis dahin.

Für Habben Jansen ist damit die wichtigste Mission seiner Amtszeit erfüllt. Dass der Börsengang mehr als durchwachsen verlief, scheint die Erleichterung im Management kaum zu schmälern. Ob es daran liegt, dass das Unternehmen für den Sprung aufs Parkett mehr als zehn Jahre gebraucht hat? 2004 und 2011 musste Hapag-Lloyd den geplanten Börsengang kurzfristig wieder absagen. Auch diesmal waren die Vorzeichen ungünstig: Das Unternehmen musste die Zeichnungsfrist verlängern und die Preisspanne nach unten korrigieren. Ursprünglich sollten die Aktien bis zu 29 Euro pro Stück kosten, am Ende akzeptieren die Anleger einen Ausgabepreis von 20 Euro.

Der erste Kurs brachte am Freitag dann einen minimalen Gewinn auf 20,05 Euro, am Nachmittag hielt sich das Papier auf diesem Niveau. Es sei "zufrieden", sagte Habben Jansen. Insgesamt nahm der Konzern durch den Börsengang 304 Millionen Euro ein, 200 Millionen Euro weniger als ursprünglich geplant. Ein Teil davon geht an den Tourismus-Konzern Tui, der seine Beteiligung verkleinert. 265 Millionen fließen direkt an den Konzern, der damit in neue Frachter mit besonders großer Kapazität investieren will. Der Betrag sei ausreichend, um die Pläne des Unternehmens zu realisieren, sagte Habben Jansen.

Für die Stadt Hamburg gilt das nicht: 2008 und 2012 hatte Hamburg insgesamt 915 Millionen Euro in Hapag-Lloyd investiert. Dabei wurden zuletzt 41,22 Euro je Aktie bezahlt. Die Stadt wird ihre Beteiligung nun wohl abwerten müssen. Die Opposition zeigte sich empört: Der Vorgang zeige die "Orientierungslosigkeit" von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) im Umgang mit Steuergeldern, sagt der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP, Michael Kruse. Auch bei der CDU, in deren Regierungszeit die Stadt 2008 bei Hapag-Lloyd eingestiegen war, räumte man ein, dass es "sehr unwahrscheinlich" sei, das Investment in absehbarer Zeit zurück zu bekommen.

© SZ vom 07.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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